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Entführung: Sudan: Sechs Kidnapper erschossen

Bei Feuergefechten zwischen der sudanesischen Armee und Entführern wurden angeblich sechs Kidnapper getötet – die Geiseln wurden offenbar in den Tschad verschleppt.

Die Geiselnahme der europäischen Safarigruppe hat offenbar eine dramatische Wendung genommen. Soldaten erschossen nach Angaben des sudanesischen Präsidentenberaters Mahjoub Fadl Badri am Sonntag sechs der Entführer und nahmen zwei von ihnen fest. Unter den Getöteten soll sich auch der Chef einer Rebellengruppe aus der Provinz Darfur im Westen des Sudan befinden.

Die beiden überlebenden Bewaffneten gaben zu, an der Entführung der 19 Reisenden beteiligt zu sein, berichtete die staatliche ägyptische Nachrichtenagentur Mena. Das Auswärtige Amt konnte die Angaben aus Khartum allerdings nicht bestätigen.

Ein Sprecher des sudanesischen Militärs erklärte, die elf europäischen Touristen und ihre acht ägyptischen Begleiter würden nun von 30 bis 35 weiteren Geiselnehmern im Tschad in der Region Tabbat al Schadschara festgehalten. Nach Informationen von Mena gab es am Abend weitere Feuergefechte zwischen Soldaten und Entführern. Unter den Gefangenen, die nun seit zehn Tagen in der Hand ihrer Kidnapper sind, befinden sich fünf Deutsche, fünf Italiener und eine Rumänin.

Nach sudanesischer Darstellung hatten Soldaten an der Grenze zum Tschad ein weißes Geländefahrzeug mit acht Bewaffneten beobachtet. Als sie den Wagen nach einer wilden Verfolgungsjagd stellen wollten, hätten die Insassen das Feuer eröffnet. Dies könnte bedeuten, dass es sich bei den Geiselnehmern um Rebellen aus dem Sudan und dem Tschad handelt und dass die ursprünglich vier Entführer auf die logistische Unterstützung von Hintermännern zählen können. Schon am Freitag hatte es Informationen gegeben, dass die Geiseln inzwischen von rund 20 Bewaffneten bewacht würden.

Über die Lage der Entführten gab es bis zum späten Sonntagabend keine neuen Informationen. Tags zuvor hatte es von ägyptischer Seite geheißen, Lebensmittel und Sprit würden langsam knapp. Die Entführer hätten am Freitag für kurze Zeit versucht, sich in Libyen mit Vorräten einzudecken, ehe sie mit ihren Geiseln in den Sudan zurückgekehrt seien, sagte ein Regierungsvertreter in Kairo. Die Informationen gehen offenbar zurück auf den ägyptischen Reisebürochef unter den Geiseln, der zweimal am Tag per Satellitentelefon mit seiner deutschen Ehefrau und dem Krisenstab in Berlin in Kontakt steht. Die meisten der Entführten sind über 60 Jahre alt. In der extrem trockenen Region herrschen tagsüber Temperaturen von rund 40 Grad.

In der westsudanesischen Region Darfur kämpfen seit 2003 Rebellengruppen gegen die Regierung in Khartum sowie gegen regierungstreue arabische Reitermilizen. In dem Konflikt kamen nach Angaben internationaler Organisationen rund 200 000 Menschen ums Leben. Es existiert eine enge Kooperation mit den Rebellen im Osten des Tschads, die Machthaber Idriss Déby in N'Djamena stürzen wollen. Die Aufständischen drangen zu Beginn des Jahres kurzzeitig in die Hauptstadt vor, zogen sich aber dann wieder zurück. Eine Grenze zwischen dem Sudan und dem Tschad existiert praktisch nicht mehr.

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