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Erdbeben: Haitis Regierung rechnet mit 300.000 Toten

Mehr als 200.000 Leichen sind seit dem Erdbeben auf Haiti bereits begraben worden. Doch noch immer liegen unzählige unter Trümmern. Haitis Präsident Préval spricht nun von bis zu 300.000 Toten.

Haitis Präsident René Préval rechnet mit einer weitaus höheren Zahl an Toten als der bislang angegebenen. Bislang seien mehr als 200.000 Leichen geborgen worden, doch Préval geht davon aus, dass durch das Erdbeben am 12. Januar bis zu 300.000 Menschen getötet worden seien. Zahlreiche Tote lägen noch immer unter den Trümmern Hunderter von Gebäuden, darunter Schulen und Universitätsinstituten. "Vielleicht kommen wir auf 300.000 Menschen", sagte er zu Beginn eines Treffens lateinamerikanischer und karibischer Staats- und Regierungschefs im mexikanischen Playa del Carmen.

Bisher lautete die Sprachregelung der Regierung, dass 217.000 Tote geborgen und unter den Trümmern noch viele Leichen verschüttet seien. Sollten sich Prévals Befürchtungen bewahrheiten, wären bei dem Erdbeben sogar mehr Menschen ums Leben gekommen, als bei der Tsunami-Katastrophe im Indischen Ozean Ende 2004, bei der etwa 226.000 Menschen starben. Experten sind allerdings der Meinung, dass sich die tatsächliche Zahl der Todesopfer nie ermitteln lassen wird.

Bei seinem Auftritt vor dem Gipfel bat Préval die internationale Gemeinschaft erneut um Hilfe. Haiti müsse nicht nur wieder aufgebaut, sondern neu gegründet werden, sagte er. "Internationale Treffen müssen nun sehr rasch bestimmen, wie die Hilfe aussehen soll", forderte Haitis Präsident. "Und es muss auch festgelegt werden, was für den Wiederaufbau Haitis aufgebracht werden muss." Das Ziel müsse sein, ein Land zu schaffen, das gerechter sei und das seine Mittel nicht nur in der Hauptstadt konzentriere, wo die wirtschaftlichen und politischen Eliten wohnten.

Bei dem Erdbeben sind Schätzungen zufolge 60 Prozent der Bauten in der Hauptstadt zerstört oder so schwer beschädigt worden, dass sie abgerissen werden müssen. Nach Angaben von Préval sind von 1,2 Millionen Obdachlosen bislang nur 300.000 in neuen Zelten der internationalen Hilfsorganisationen untergekommen. 900.000 lebten weiterhin unter schwierigen Bedingungen in den wilden Obdachlosenlagern, die in der ganzen Stadt nach der Katastrophe entstanden waren.

Ursprünglich hatte die Regierung geplant, möglichst viele Obdachlose in mehreren großen Camps außerhalb der Stadt unterzubringen, um vor allem das Zentrum abreißen und neu aufbauen zu können.

Positives vermeldete indes American Airlines: Erstmals seit dem Erdbeben ist am Freitag eine reguläre Passagiermaschine der Fluggesellschaft in der Hauptstadt Port-au-Prince gelandet. Das aus Miami kommende Flugzeug mit 132 Passagieren an Bord wurde mit Applaus und Jubel sowie einer Band begrüßt. Eine Airlines-Sprecherin sprach von einem guten Signal für den Wiederaufbau: "Wir waren die letzten, die gingen, wir sind die ersten, die wiederkommen."

Seit der Katastrophe ähnelt der Flughafen von Port-au-Prince einer Militärbasis. Mehr als hundert Militär- und UN-Flüge starten und landen dort täglich. Tausende Tonnen Nahrungsmittel und Medikamente wurden über den teilweise zerstörten Airport angeliefert, unzählige Helfer aus aller Welt reisten für ihre Einsätze im Katastrophengebiet an.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, Reuters, AFP

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