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© epa efe

Erdbeben: Kampf ums Nötigste in Chile

Berichte über Plünderungen und Angst vor Gewalt im chilenischen Erdbebengebiet – die Regierung entsendet Truppen

Nach dem Erdbeben in Chile mit mehr als 700 Todesopfern wächst in den Straßen der betroffenen Städte die Angst vor Gewalt. Derzeit ist nicht genau auszumachen, ob die weitverbreiteten Plünderungen gewalttätiger Natur sind oder ob die Bevölkerung auf der Suche nach Nahrung gar keine andere Wahl hat, als sich in den Supermärkten, die wegen der Baufälligkeit der Gebäude geschlossen sind, zu bedienen. Derzeit patrouilliert die Armee in den Städten, um Plünderungen zu verhindern. 10 000 Soldaten wurden in die betroffenen Regionen entsandt.

In der Region Maule und der stark verwüsteten Stadt Concepción verhängten die Behörden in der Nacht zum Montag Ausgangssperren. Hunderte Menschen waren hier zuvor durch die Stadt gezogen, um sich Lebensmittel und andere Waren zu beschaffen. In Teilen der Hauptstadt Santiago kam es zu ähnlichen Vorfällen.

„Uns fehlt es an Wasser und allem anderen. Niemand kam mit Hilfe und wir brauchen mehr Polizei, um die Ordnung aufrechtzuerhalten. Es gibt hier viele Menschen, die stehlen“, sagte eine Bewohnerin der Stadt Talca, die rund 250 Kilometer südlich von Santiago liegt. In Concepción machten Überlebende ihrem Ärger Luft, indem sie Feuerwehrfahrzeuge beschädigten. Die Polizei nahm zahlreiche Menschen fest, die das Ausgehverbot nicht befolgten. Die chilenische Regierung bemühte sich unter Hochdruck, Hilfsgüter in die Küstenregionen des lateinamerikanischen Landes zu bringen.

Flutwellen nach dem Beben haben zahlreiche Fischerdörfer entlang der Pazifikküste verwüstet. In der Stadt Constitución wurden die Leichen zunächst in einer Sporthalle aufgebahrt.

„Der Tsunami hat beinahe alles an der Küstenlinie zerstört und das Zentrum wurde komplett verwüstet“, sagte Bürgermeister Hugo Tilleria im Staatsfernsehen. Viele Menschen würden noch vermisst. Nach Angaben der Regierung wurden zunächst 711 Tote registriert. Präsidentin Michelle Bachelet rechnete jedoch mit weiteren Opfern.

Bundeskanzlerin Angela Merkel drückte den Opfern des Bebens und ihren Angehörigen ihr Mitgefühl aus. In einem Telefonat habe die Kanzlerin Präsidentin Bachelet deutsche Hilfe angeboten, sagte eine Regierungssprecherin in Berlin.

Die EU stellte aus einem Sofortprogramm drei Millionen Euro zur Verfügung und erklärte, zu weiterer Unterstützung bereit zu sein, falls die chilenische Regierung sie darum bitte. Mehrere Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks (THW) sind nach Angaben des Auswärtigen Amtes inzwischen am Ort.

Erkenntnisse über deutsche Opfer des Erbebens lägen bisher nicht vor, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. In den betroffenen Gebieten lebten jedoch viele Menschen, die sowohl über einen deutschen als auch einen chilenischen Pass verfügten. Daher sei es nicht auszuschließen, dass Deutsche Opfer des Erdbebens wurden.

Das Erdbeben hatte Chile in der Nacht zum Samstag erschüttert. Mit einer Stärke von 8,8 ist es weltweit eines der schwersten seit einem Jahrhundert.

Chile hat nach anfänglichem Zögern doch noch um internationale Hilfe gebeten. Die Regierung habe eine Prioritätenliste für die notwendigen Hilfsmaßnahmen vorgelegt, sagte die Sprecherin des UN-Büros für humanitäre Angelegenheiten (OCHA), Elisabeth Byrs, am Montag in Genf. Demnach werden für das Katastrophengebiet im Süden Chiles insbesondere Feldlazarette mit Operationsmöglichkeiten, mobile Brücken, Kommunikationsausrüstung und mobile Küchen benötigt. mit rtr/AFP

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