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Kochen, IKA

© dpa

Erfurt: Kocholympiade sieht sich als Trendsetter

Es brutzelt, dampft und zischt an jeder Ecke: Bei der diesjährigen Internationalen Kochkunstausstellung kämpfen 32 Nationalmannschaften um den Titel des Koch-Olympiasiegers. Heimlicher Favorit ist Deutschland.

Jeder Handgriff wird kritisch beäugt: An den Scheiben der gläsernen Küchen, in denen die Nationalteams mit Töpfen, Pfannen, scharfen Messern und erlesenen Zutaten hantieren, drängen sich Schaulustige. Neben den Kochprofis stehen Juroren, die sich eifrig Notizen machen. Die hohe Kochkunst, die bei der "Olympiade der Köche" seit Sonntag in Erfurt live zelebriert wird, ist eine ernsthafte Angelegenheit. So sieht es auch Graziano Manzatto vom italienischen Kochverband. "Das ist die wichtigste Kochausstellung der Welt. Wer von hier als Champion nach Hause fährt, ist ein Könner." Um diesen Ritterschlag bewerben sich bis zum Mittwoch 1600 Köche und Patissiers aus mehr als 50 Ländern.

Deutschland zählt zu den Favoriten

Als Königsdisziplin gilt dabei der Wettbewerb der 32 Nationalmannschaften, von denen die ersten acht am ersten Wettkampftag zeigen mussten, was sie können. Quasi gegen die Stoppuhr wird Gemüse geputzt, Fisch hauchzart geschnitten und Fleisch auf den Punkt gegart. Marinierten Springbock mit Gerstencreme bringen die Südafrikaner auf den Tisch, Mousse von Meeresfrüchten mit roter Königskrabbe die Nationalköche aus Singapur, und die Briten kitzelten mit Rehfilet und Bayerischkraut die Geschmacksnerven der deutschen Gastgeber. "Das sieht toll aus", findet eine Frau, die eine der Karten zum Verkosten der Drei-Gang-Menüs ergatterte, bei denen die Köche bei den Zutaten nicht sparen.

Anders als bei vielen TV-Shows, die in Deutschland ein Massenpublikum erreichen, geht es bei der nur alle vier Jahre veranstalteten Internationalen Kochkunstausstellung (IKA) nicht nur um eine opulente Optik. 110 komplette Menüs müssen die Köche und Zuckerbäcker möglichst perfekt auf die Teller bringen, die Fachleuten und Feinschmeckern auf weiß gedeckten Tischen serviert werden. "Das ist Anspannung pur und nur von einem eingespielten Team zu schaffen", sagt Uwe Scotland. Der Chef des deutschen Teams, dessen Mitglieder für das Spektakel neben ihren Jobs als Küchenchef in Dillingen, Neuruppin oder Königs Wusterhausen seit Monaten trainieren, hastet nur kurz über das Messegelände. Scotland ist aufgeregt. Am Montag kochen die Deutschen, und sie werden zu den Favoriten gezählt.

Schaum und Kügelchen für überraschenden Geschmack

Erst nach dem Schaukochen in der warmen Küche hat Scotland Nerven für das, was andere bieten. Denn die Olympiade der Köche ist nicht nur ein Spitzentreffen, bei dem jedes Land mit seinen Kochkünsten brillieren will, sondern ein Jahrmarkt für Ideen und Trends in der Gastronomie, die für einen Milliardenumsatz steht. Bei der Plattenschau, bei der Häppchen und Terrinen, süße Kreationen und originelle Dekorationen für einen Augenschmaus sorgen, zücken die IKA-Besucher immer wieder ihre Fotoapparate, Camcorder surren.

Zu den Trends in diesem Jahr gehört die Molekularküche, mit der viele Teams experimentieren, weiß Stepanie Bräuer, Sprecherin des Verbandes der Köche Deutschlands, der das Event veranstaltet. "Die kleinen Überraschungen haben einige Mannschaften im Programm." Dabei werden neue Techniken eingesetzt, um zum Beispiel Schäume oder Kügelchen mit überraschenden Geschmackserlebnissen zu schaffen. Bodenständiger gibt sich der Präsident des deutschen Köche-Verbandes, Ctefan Wohlfeil. Sein Trend heißt "ehrliche Küche mit frischen Produkten aus der Region". Der Italiener Monzatto pflichtet ihm bei. "Wir müssen uns auch wieder auf unsere traditionellen Stärken besinnen." (sba/dpa)

Simone Rothe[dpa]

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