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Erfurter Gutenberg-Gymnasium: Schröder würdigt Neuanfang

Rund dreieinhalb Jahre nach dem Amoklauf am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt hat Bundeskanzler Gerhard Schröder die renovierte Schule eröffnet.

Erfurt (29.08.2005, 13:03 Uhr) - Als Zeichen deutscher Solidarität hat Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) das grundlegend sanierte Stammhaus des Gutenberg-Gymnasiums in Erfurt bezeichnet. Die Entscheidung, nach dem Massaker vor dreieinhalb Jahren an dem Gebäude festzuhalten, sei richtig gewesen, sagte Schröder bei der Eröffnung am Montag. Der Bund hatte 9,9 Millionen Euro für den Umbau der Schule bereitgestellt. Im April 2002 hatte ein 19 Jahre alter Ex-Schüler 16 Menschen erschossen und sich danach selbst getötet.

Die Tragödie sei wieder und wieder diskutiert worden, «aber wirklich verstehen können wir sie immer noch nicht», sagte Schröder vor rund 400 Schülern, Lehrern und geladenen Gästen. Die Wunden seien noch nicht verheilt, «weder in den Köpfen noch in den Herzen». Dennoch gelte es, mit Zuversicht nach vorne zu blicken.

Die Politik habe ihre Lehren aus dem Vorfall gezogen mit Reformen beim Jugendschutz, Waffenrecht und Schulrecht. Die Bluttat des Schülers, der für sich keine schulische Perspektive mehr sah, habe gezeigt, dass niemand aufgegeben werden dürfe. «Gerade um diejenigen, die nicht mitkommen, die abseits stehen, müssen wir uns kümmern.»

Mit dem Umbau der Schule habe die Gemeinschaft ein ehrgeiziges Ziel erreicht: «Das Gutenberg-Gymnasium ist ein Ort, der das Geschehene nicht ausklammert, aber zugleich Raum für Neues lässt», sagte Schröder. Er lobte insbesondere den neu eingerichteten «Raum der Stille», der auf Initiative der Schüler eingerichtet wurde und eine Rückzugsmöglichkeit bieten soll. «Er ist sicher auch ein Raum des Gedenkens.»

Schülersprecher Stefan Hanß würdigte die schnelle finanzielle Hilfe der Bundesregierung, die den Neuanfang erst möglich gemacht habe. Der in den vergangenen drei Jahren gewachsene Zusammenhalt der Schulgemeinschaft werde die Einrichtung auch weiterhin tragen. Die neuen Jahrgänge trügen zu einer Normalisierung bei. Für den Thüringer Ministerpräsidenten Dieter Althaus (CDU) ist mit dem sanierten Gebäude ein «leistungsfähiger Lernort» entstanden. Hier könne dem Sinnspruch über dem Eingang der Schule Rechnung getragen werden: «Lebe, um zu lernen; lerne, um zu leben.» (tso/dpa)

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