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Panorama: Europa im Chaos

Die verheerende Bilanz: Viele Tote, enorme Verkehrsprobleme, Stromausfälle – und 20 Grad plus in der Nacht

London/Den Haag/Kiew - Mindestens 30 Tote, zehntausende Haushalte ohne Strom und Schäden in Milliardenhöhe sind die verheerende Bilanz des Orkans Kyrill in anderen europäischen Ländern. Allein in Großbritannien starben durch umstürzende Bäume sowie einstürzende Mauern und Gebäude mindestens 13 Menschen. Auch außerhalb Deutschlands war der Zugverkehr in vielen Ländern erheblich eingeschränkt; hunderte Flüge wurden europaweit gestrichen. Am Freitag normalisierte sich das Leben nur langsam: Zehntausende Haushalte waren in Großbritannien und Polen zunächst noch ohne Strom, viele Bahnstrecken nicht passierbar. Ein im Ärmelkanal führerlos treibendes Containerschiff konnte in der Nacht zu Freitag ins Schlepptau genommen werden. Alle 26 Seeleute der „MSC Napoli“ waren am Donnerstag mit Hubschraubern gerettet worden. Die Eurostar-Schnellzüge nahmen am Freitag ihre Fahrt zwischen London und dem europäischen Festland wieder auf; die Flughäfen meldeten normalen Betrieb.

In den Niederlanden kamen sechs Menschen ums Leben, die Versicherungen schätzen den Sachschaden durch den Orkan auf etwa 160 Millionen Euro. Auf dem Universitätsgelände von Utrecht stürzte ein Kran auf ein Gebäude. Auch im Nachbarland Belgien herrschte wegen des Sturms ein Verkehrschaos. Ein Autofahrer wurde von einem umfallenden Baum erschlagen. In Frankreich starben mindestens drei Menschen in dem Orkan. Insgesamt wurde das Land von Kyrill jedoch nur gestreift.

Die Spitzengeschwindigkeit des Orkans wurde am Freitag mit 225 Stundenkilometern am Schweizer Aletschgletscher gemessen, wie der Wetterdienst Meteomedia mitteilte. In der Schweiz gab es nach Angaben der Behörden keine gravierenden Schäden oder Verletzte.

Im Nachbarland Österreich wurden dagegen immense Sachschäden registriert. Kyrill wütete vor allem in den Regionen Salzburg, Ober- und Niederösterreich: Hunderte Häuser wurden abgedeckt, Bäume umgeknickt und Stromleitungen unterbrochen. Zehntausende Menschen saßen im Dunkeln, der Zugverkehr in Salzburg musste zeitweise eingestellt werden.

In Tschechien waren die wichtigsten Bahnstrecken nach Deutschland am Freitag unterbrochen. Einige Grenzübergänge nach Sachsen waren zeitweise gesperrt. Der den Sturm begleitende Dauerregen ließ die Flüsse im Land deutlich anschwellen. An die nach Sachsen fließende Elbe wurde am Freitag am unteren Lauf die höchste Stufe der Hochwasserwarnung ausgerufen. In vielen Orten war der Strom ausgefallen. Vier Menschen wurden getötet, viele weitere verletzt. Auch in Polen mussten nach Kyrill zehntausende Menschen – vor allem in Niederschlesien und in Ostpolen – ohne Strom auskommen. Die Behörden meldeten vier Tote und mehr als 5700 Einsätze der Feuerwehr. Dagegen fielen die Schäden in der Slowakei und Ungarn vergleichsweise gering aus. Auch Skandinavien blieb von den Verwüstungen Kyrills verschont. Kyrill brachte in der vergangenen Nacht auch Temperaturrekorde. In Wien war es nach Angaben des Wetterdienstes Meteomedia europaweit mit 20 Grad am wärmsten. Für die österreichische Hauptstadt sei das auch die höchste je gemessene Temperatur in einer Januarnacht gewesen, sagte Meteorologe Manfred Spatzierer. In Deutschland wurde der Spitzenwert in der Nacht mit 17,8 Grad in Sankt Bartholomä am Königssee (Bayern) gemessen. dpa

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