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Eurovision Song Contest: "Wie Olympische Spiele"

"Haben Sie bitte noch ein Ticket für die Eurovision?" Diese Frage hört derzeit jeder in Athen, der auch nur annähernd etwas mit der Austragung des 51. Eurovision Song Contests am 20. Mai in der griechischen Hauptstadt zu tun hat.

Athen - "Helle Aufregung", verkünden die Athener Boulevardblätter. Und den Sieger, den wollen die meisten Griechen jetzt schon kennen: "Es ist Ehrensache: Unser Lied wird es sein", sagt Evagelia Sofiotou, eine Hausfrau im Stadtteil Patissia.

Im Zentrum Athens wehen schon Flaggen und hängen Plakate mit der Ankündigung des Wettbewerbs unter dem Motto: «Feel the Rhythm» (Fühle den Rhythmus). Die Tickets für das Finale sind seit mehr als zwei Monaten ausverkauft, obwohl die Preise von 100 bis 250 Euro für den einfachen Griechen recht üppig sind. «Ich habe lange gespart und habe 250 Euro für einen Superplatz bezahlt. Ich muss eben dabei sein», erzählt Sofiotou stolz.

«Für uns ist diese Veranstaltung die größte Aufgabe nach den Olympischen Spielen im August 2004», sagen die Verantwortlichen des griechischen Fernsehens (ERT). ERT will die Zuschauer überraschen: «Es wird die größte und spektakulärste Feier in der Geschichte des Contests sein», betont der künstlerische Direktor, Fokas Evangelinos.

Die Vorbereitungen des staatlichen Fernsehens laufen auf Hochtouren. Austragungsort wird die große Basketballhalle in der Nähe des Olympiastadions sein, die normalerweise 20 000 Menschen Platz bietet. Nach dem Bau der großen Grand-Prix-Bühne passen noch 14 000 Zuschauer rein. Die Halle musste umgebaut werden, um das Gewicht des rund 80 Tonnen schweren Kulisse-Materials tragen zu können. Damit wollen die Griechen eine Mega-Kulisse bauen, die doppelt so groß sein soll wie die in Kiew 2005. Mehr als 3,5 Megawatt Strom verbraucht der Grand-Prix - ungefähr so viel wie eine Kleinstadt mit 7500 Einwohnern in einem ganzen Jahr benötigt.

Zwei Runden

Doch die Mühe lohnt sich gleich doppelt: Zum dritten Mal in seiner 50-jährigen Geschichte wird der Wettbewerb in zwei Etappen ausgetragen. Das Halbfinale findet am 18. Mai statt, zwei Tage später geht es im Finale um den Sieg.

Die Hoffnungen der griechischen Veranstalter beschränken sich aber nicht nur auf eine spektakuläre Austragung. Sie tun alles, damit ihr nationaler Star, die Popsängerin Anna Vissi (47), mit dem Song «Everything» möglichst häufig die Höchstwertung «twelve points» bekommt und zum zweiten Mal den Titel für die Hellenen holt. «Ohne Werbung und Allianzen hat man praktisch keine Chance. Das haben wir in den vergangenen Jahren erfahren. Und haben daraus gelernt», heißt es hinter vorgehaltener Hand auf den Fluren des griechischen Fernsehens.

Schon vor Wochen hat das staatliche Fernsehen eine gezielte Kampagne gestartet, die nach Medienberichten eine sechsstellige Euro- Summe kostet. Die aus Zypern stammende Anna Vissi ist seit Mitte März auf «Europa-Tour». Sie besucht Länder, die sich mit Griechenland «verbunden» fühlen und möglicherweise bereit wären, Allianzen zu bilden. Darunter sind alle Balkanländer und südeuropäischen Staaten. Zudem rechnen die Griechen mit den Stimmen ihrer Landsleute, die in den westeuropäischen Industriestaaten leben und haben deswegen alle ihre Kontakte dort «mobilisiert», wie die Athener Presse berichtet.

In den Wettbüros der griechischen Hauptstadt steht Vissi schon seit Wochen auf Platz eins. Nur 3:1 wird für eine Wette auf sie ausgezahlt. Der Rumäne Mihai Traistariu («Tornero») und die schwedische Sängerin Carola («Invincible») stehen beide an zweiter Stelle und werden mit 7,5:1 gehandelt. Zu den gefährlichen Mitfavoriten gehören jedoch nach langer Zeit auch wieder Deutschland und Großbritannien sowie Belgien. Texas Lightning mit «No No Never» stehen zusammen mit Belgiens Kate Ryan («Je t'adore») und dem britischen Rapper Daz Sampson («Teenage Life») mit 10:1 an vierter Stelle der Wetten in Griechenland. Experten rechnen daher mit einem Kampf «Punkt um Punkt» und einer spannenden Eurovisionsnacht in Athen. (Von Takis Tsafos, dpa)

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