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Lee Joon-seok war der Kapitän der Sewol. Hier wird er in Handschellen zur Verhandlung gebracht.

© Reuters

Fährunglück vor Südkorea: Sewol-Kapitän droht die Todesstrafe

In Südkorea hat der Prozess zum Sewol-Unglück begonnen, bei dem vor zwei Monaten mindestens 300 Menschen ums Leben kamen. Auf der Anklagebank saßen am Montag der Kapitän und mehrere Crew-Mitglieder.

Zwei Monate nach dem Untergang der südkoreanischen Fähre "Sewol" mit rund 300 Toten hat der Prozess gegen die Besatzungsmitglieder begonnen. Kapitän Lee Joon Seok und weitere Crew-Mitglieder wurden am Dienstag in Handschellen vor einem Gericht in der südwestkoreanischen Stadt Gwangju auf die Anklagebank geführt. Joon Seok und drei weiteren Besatzungsmitgliedern wird "fahrlässige Tötung" vorgeworfen. Ihnen droht die Todesstrafe. Elf weitere Vertreter der Crew müssen sich wegen weniger schwerwiegender Vorwürfe verantworten.

Die Fähre "Sewol" war am 16. April mit 476 Menschen an Bord vor der Südküste gesunken. Nach bisherigen Angaben kamen 292 Menschen ums Leben, noch immer werden aber zwölf Passagiere vermisst. Die meisten Opfer waren Schüler auf einem Ausflug. Der Großteil der Crew rettete sich rechtzeitig, ihnen wird deshalb unterlassene Hilfeleistung vorgeworfen.

Fähre wurde offenbar regelmäßig überladen

Nach Angaben der Ermittler war die Fähre in der Vergangenheit regelmäßig überladen worden. Der jetzige Reeder der „Sewol“ habe bei mehr als der Hälfte der 241 Fahrten des Schiffs zu viel Ladung aufgenommen, um mehr Profit herauszuschlagen, berichtete die Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf das Ermittlerteam aus Staatsanwaltschaft und Polizei. Am Unglückstag sei die Fracht dreimal so schwer gewesen wie die empfohlene maximale Ladekapazität.

Die Angehörigen warfen den Behörden zudem vor, bei der Rettungsaktion zu langsam reagiert zu haben. In Luftblasen gefangene Passagiere hätten womöglich noch aus der gekenterten Fähre gerettet werden können. Ministerpräsident Chung Hong Won hatte dafür die Verantwortung übernommen und war zurückgetreten. (AFP/dpa)

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