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Aktenzeichen XY

© dpa

Fall Michelle: Ermittlungsdetails behindern Täterfindung

Jetzt geht die Puzzlearbeit erst los: Die Polizei wertet die Hinweise im Fall Michelle aus. Sie befürchtet aber, dass die Chancen den Täter zu fassen gering sind. Schuld daran seien die Ermittlungsdetails, die veröffentlicht wurden.

Die Veröffentlichung von Ermittlungsdetails im Fall der getöteten achtjährigen Michelle aus Leipzig hat die Chancen zur Ergreifung des Täters nach Ansicht von Polizei und Staatsanwaltschaft vermutlich verringert. Der bislang Unbekannte sollte nicht wissen, "was die Polizei weiß", sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag. Die Ermittler seien in Sorge, dass der Mörder wegen der  erschienenen Presseberichte nicht dingfest gemacht werden könne, betonte auch der Sprecher der Leipziger Staatsanwaltschaft, Ricardo Schulz. Die Presseberichte waren trotz einer Nachrichtensperre veröffentlicht worden.

Wenn der Täter gefunden werde, sei zudem die Beweisführung in einem späteren Prozess wegen der veröffentlichten Interna - unter anderem aus dem Obduktionsbericht - sehr viel schwieriger, sagte Schulz. Außerdem bestehe die Gefahr, dass sich Zeugen nicht mehr bei der Polizei melden, weil sie ihre Beobachtungen für falsch oder unwichtig erachteten. Mit zunehmender Zeit werde es auch schwieriger, Zeugenaussagen zu bekommen, weil die Erinnerungen "immer verschwommener" würden.

Die Puzzlearbeit geht los

Die Staatsanwaltschaft hatte nach Presseberichten über geheime Untersuchungsergebnisse in dem Fall ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt eingeleitet. Die Generalstaatsanwaltschaft wird Schulz zufolge eine andere Staatsanwaltschaft mit den Ermittlungen beauftragen, weil die undichte Stelle theoretisch auch bei der Leipziger Behörde zu finden sein könnte. "Jetzt geht die Puzzlearbeit los, die keiner draußen sieht", sagte der Polizeisprecher über den aktuellen Stand der Arbeiten an dem Fall. Schulz zufolge sind die Ermittler, denen mehr als 1100 Hinweise vorliegen, derzeit mit kriminaltechnischen Untersuchungen und Zeugenbefragungen beschäftigt.

Schulz bestätigte zugleich einen Bericht der "Bild"-Zeitung wonach sich die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY...ungelöst"  vorerst nicht an der Suche nach Michelles Peiniger beteiligen wird. Moderator Rudi Cerne habe der Leipziger Polizei Hilfe angeboten. Diese habe aber abgelehnt, schreibt das Blatt. Polizeipräsident Horst Wawrzynski wird mit den Worten zitiert: "Wir sehen es zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht als gegeben an, in 'Aktenzeichen XY' aufzutreten. Wir waren in der MDR-Sendung 'Kripo live'. Wir wollen erst die dazu eingegangenen Hinweise auswerten. Die Sendung steht aber bei uns auf der Liste. Wir werden uns zu gegebener Zeit an sie wenden." Dennoch habe die ZDF-Sendung am Mittwoch aber einen Aufruf zu Michelle veröffentlicht, fügte Cerne hinzu.

Michelle war am 18. August nicht von den Ferienspielen im Hort nach Hause gekommen. Drei Tage später fand ein Spaziergänger die Leiche des Mädchens im Teich eines Leipziger Parks. Bislang sind zu der Tat mehr als 1100 Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen. Eine heiße Spur ist laut Ermittlern nach wie vor nicht darunter. (eb/ddp)

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