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Haben sich geeinigt. Liliane Bettencourt, Tochter Françoise Bettencourt-Meyers.

© AFP

Familienstreit im Hause L'Oréal: Mutter und Tochter Bettencourt versöhnt

Frieden im französischen Milliardärshaushalt: Die L'Oréal-Erbin Liliane Bettencourt und ihre Tochter legen ihren spektakulären Rechtsstreit bei – aber Präsident Nicolas Sarkozy und seine Partei sind deshalb noch nicht aus dem Schneider.

Die Versöhnung kam ganz überraschend. Drei Jahre lang hatten sich die reiche Witwe des L’Oréal-Kosmetikimperiums, Liliane Bettencourt (88), und ihre Tochter Françoise Bettencourt-Meyers eine bittere Familienfehde geliefert. Sie waren vor Gericht gezogen, die Tochter versuchte die Mutter – die reichste Frau Europas – für unmündig zu erklären. Sie bekriegten sich mit Interviews. Die Bettencourt-Affäre hatte monatelang für Schlagzeilen weltweit gesorgt, sogar die höchste Politik war betroffen. Und nun sieht es so aus, als ob dieser Streit sich in Luft auflöst, die Anzeigen werden zurückgezogen. Eine geheime Abmachung der Frauen soll für den Frieden sorgen. „Liliane und Françoise sind sich wieder nähergekommen und haben sich darauf geeinigt, alle Auseinandersetzungen zu beenden”, sagte Olivier Metzner, der Anwalt von Françoise Bettencourt-Meyers, gestern.

Françoise Bettencourt-Meyers hatte ihrer Mutter vorgeworfen, dass sie ihr Geld verschleudere. So soll der Prominentenfotograf François-Marie Banier von der Witwe mit fast einer Milliarde Euro in Form von Gemälden, Immobilien, Lebensversicherungen und Schecks reich beschenkt worden sein. Tochter Bettencourt hatte diesen vor Gericht beschuldigt, ihre Mutter auszunutzen, und wollte ihre Mutter sogar unter Vormundschaft stellen lassen. Die Mutter hatte daraufhin eine Anzeige gegen die Tochter wegen Psychoterrors erstattet. Nach Informationen französischer Medien soll Banier in Zukunft allerdings keinen Zugang mehr zu der Mutter haben. Das hat die Tochter offenbar besänftigt. Einzelheiten, was die Schenkungen betrifft, wurden nicht bekannt. Anwalt Metzner erklärte nur: „Françoise Bettencourt-Meyers zieht ihre Anzeige im Austausch gegen Zugeständnisse von François-Marie Banier zurück.”

Doch damit dürfte die Affäre noch nicht ganz beendet sein. Auch die konservative Regierung um Präsident Nicolas Sarkozy kam in Bedrängnis. Dabei ging es um Steuerhinterziehung der reichen alten Dame und illegale Parteispenden an die Regierungspartei UMP. Arbeitsminister Eric Woerth, der verdächtigt wurde, in die Sache verwickelt zu sein, verlor bei der Regierungsumbildung Mitte November seinen Posten. Die Justiz dürfte nun trotzdem weiter untersuchen, ob illegale Spenden für den Präsidentschaftswahlkampf im Jahr 2007 geflossen sind. Das laufende Verfahren ist unabhängig von der Entscheidung der Tochter, nicht weiter gerichtlich gegen die Mutter vorzugehen.

Tanja Kuchenbecke

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