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Cheeta

© laif

Filmstar Cheeta: Affenartig

Cheeta, der berühmteste und älteste Schimpanse der Welt, steht mit 76 Jahren vor einem Comeback. Demnächst spielt er in einem Film und singt auf einer CD.

Lassie hat einen. Rin Tin Tin natürlich ebenso wie Donald Duck. Selbst Kermit der Frosch ist auf dem Walk of Fame mit einem Stern verewigt. Nur Tarzans Cheeta nicht. Der weltälteste Schimpanse wartet seit Jahren auf einen Anruf aus Hollywood. Er singt, er swingt, und hat nun sogar seine Memoiren geschrieben. Wie so viele Senioren im kalifornischen Rentnerparadies Palm Springs hat Cheeta das perfekte Rezept für ein langes Leben gefunden: aktiv bleiben. Mit seinen 76 Jahren ist er nicht nur der weltälteste Schimpanse in Gefangenschaft, er macht auch weiterhin Schlagzeilen.

Nicht immer die gewünschten zwar. Denn seit Jahren schon „kämpft“ der Star, der in den 30er und 40er Jahren an der Seite von Johnny Weissmüller und Maureen O’Sullivan in dem weltberühmten Tarzan-Filmen auftrat, um eine Ehre, die 2365 Stars, darunter viele mit weniger Talent, längst zuteil wurde: einen Stern auf dem Walk of Fame in Hollywood. Zum siebten Mal nun schon hat Hollywoods Handelskammer einen entsprechenden Antrag abgelehnt. Dafür wurde Tinkerbell, die Elfe aus „Peter Pan“ verewigt. Diane Weissmüller, die Schwiegertochter des 1984 verstorbenen Schauspielers, rollt nur die Augen. „Stellen Sie sich vor, eine Zeichentrickfigur!“, sagte sie dem Tagesspiegel. „Es ist eine Schande.“

Auch Matt Devlen versteht die Welt nicht. Der Filmemacher erklärte vor einigen Jahren die „Cause Cheeta“ zu seiner persönlichen Mission. Er produzierte damals einen Dokumentarfilm über Johnny Weissmüller und fand heraus, dass dessen tierischer Companero noch am Leben ist. Und dass ihm etwas fehlte. „Ich dachte mir, Weissmüller hat einen Stern, O’Sullivan hat einen, warum nicht Cheeta?“

Selbst die Wodkamarke „Absolut Wodka“ hat gerade erst einen Stern erhalten – für eine generöse Spende der Schweden zum 4,2 Millionen Dollar teuren Restaurationsprojekt des Walk of Fame. Das Argument, dass Cheeta ein „hasbeen“ sei, also ein Längstvergessener, spornte ihn nur noch zusätzlich an. „Ich habe mir gesagt: ‚Machen wir Cheeta eben relevant’.“ Eine Website (gocheeta.com) musste her. 12 000 Unterschriften wurden gesammelt. Und ein Ghostwriter verfasste die fiktiven Memoiren unter dem Titel „Me, Cheeta“, die diesen Oktober auf den Markt kommen. Auf 320 Seiten, von Harper Collins herausgegeben, beschreibt Cheeta seine Kino-Karriere und seinen Ruhestand in Palm Springs samt Pool, Piano und prima Essen. Will heißen, viel Obst und Gemüse. Zur Unterhaltung schaut er angeblich alte Tarzan-Filme – ganz so wie all die anderen in Nostalgie schwelgenden Hollywoodstars eben auch.

Und er ist ein Künstler. Hunderte seiner Pinsel-Werke, „Ape-Stract“ genannt, werden für den guten Zweck und eine 150-Dollar-Spende in die ganze Welt entsandt. Dass es Cheeta trotz Alters-Diabetes so gut geht, verdankt er Dan Westfall (63). Westfall „erbte“ ihn 1992 nach dem Tod seines Onkel Tom Gentry. Gentry war Tiertrainer in Hollywood und hatte „Jiggs“, wie der junge Affe aus Liberia ursprünglich hieß, aufgezogen und das schauspielerische Handwerk gelehrt.

Eingesetzt wurde er erstmals 1934 in „Tarzan and his Mate“ und riss seinen Mund zu kreischendem Lachen in zwölf Tarzan-Filmen auf. Wenn auch insgesamt vier Schimpansen in den Filmen eine Rolle fanden, ob seiner Langlebigkeit gilt Cheeta heute als „The Cheeta“, der Ur-Cheeta eben. Das letzte Mal stand er 1967 an der Seite von Rex Harrison im Filmmusical „Doktor Doolittle“ vor der Kamera.

„Er ist mein Ein und Alles“, sagt Westfall, geschieden und ohne Kinder, der sein Heim in der Wüstenstadt zu einem Pflegeheim für Affen umgebaut hat. Hunde, Papageien und eine Tarantel komplettieren den Mini-Zoo. Auch der 20 Jahre alte Enkel von Cheeta, genannt Jeeter, hat hier Aufnahme gefunden, verträgt sich mit dem Affen-Opa jedoch nicht so richtig. „Ich glaube, er ist eifersüchtig“, spekuliert Devlen. Er selbst ist ganz besonders auf zwei Höhepunkte im künstlerischen Comeback des Großvaters aller Hollywood-Tiere stolz: gerade erst hat ein Plattenlabel Cheeta unter Vertrag genommen. Cheetas Stimme wird auf einer Coverversion des Hits „Convoy“ von C. W. McCall (1976) zu hören sein. Dazu gibt es sogar ein cooles Musik-Video. Und die Einnahmen sollen an gemeinnützige Projekte für bedrohte Affen in freier Wildbahn gehen.

Den größten Coup, so glaubt Devlen, landet Cheeta jedoch im nächsten Jahr mit einem Low-Budget-Film („Hollywood Deadbeats“) in Schwarz-Weiß. Es sei ein „Film Noir“, in dem Cheeta sich selbst spielt. Und ganz wie seine Kollegen ein paar Starallüren an den Tag legt. „Er kam eine Stunde zu spät aufs Set“, erzählt Devlen amüsiert. „Denn er weigerte sich, die Hosen anzuziehen.“

Ob all das dem „Comeback Chimp“ den gewünschten Stern im nächsten Jahr bringt? Diane Weissmüller weiß es nicht. Sie weiß nur, dass „mein lieber alter Freund die Ehre längst schon verdient hat“.

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