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© dpa

Filmstudio: Polanski-Verhaftung könnte Babelsberg teuer kommen

Wegen der Verhaftung von Roman Polanski wird seine neuester, in Potsdam gedrehter Film "The Ghost" nicht rechtzeitig fertig. Eine Verzögerung des Films bringt das Studio Babelsberg in Nöte.

Gefangenenbefreiungen, rabiat, aber wirkungsvoll, sind seit jeher eine Spezialität von James Bond. Doppeltes Pech für Roman Polanski also, dass er für seinen neuesten Film „The Ghost“ mit Pierce Brosnan nur einen ehemaligen 007-Darsteller engagiert hatte. Einige erfolgversprechende Möglichkeiten, aus der Züricher Auslieferungshaft wieder freizukommen, entfallen damit.

Am 4. Februar war im Studio Babelsberg in Potsdam die erste Klappe für die Verfilmung des Politthrillers von Robert Harris gefallen, die monatelangen Dreharbeiten verliefen nach Plan, und auch einen deutschen Start nennt der deutsche Verleiher Kinowelt: 18. Februar 2010. Ob der Film bis dahin allerdings fertig ist, weiß niemand, es wird aber, je länger Polanskis Haft dauert, zunehmend unsicher. Zwar sei der Schnitt des Films weitgehend abgeschlossen, sagte gestern Polanskis Hollywood-Agent Jeff Berg gegenüber der Agentur AP. Aber andere Teile der Postproduktion, Musik und Sound, müssten eben noch fertiggestellt werden.

Gegen die „willkürliche Behandlung Roman Polanskis“ haben auch die Internationalen Filmfestspiele Berlin protestiert und „seine sofortige Freilassung“ verlangt. Der Film wird bereits als möglicher Kandidat für die nächste, kurz vor dem geplanten Kinostart beginnende Berlinale gehandelt – auch wenn es dort heißt, dass die Auswahlsichtung erst Ende Oktober beginne. Eine Verzögerung des Films bringt aber auch Studio Babelsberg in Nöte. Dort wurde der Film „The Ghost“ mit Stars wie Brosnan, Kim Catrall und Ewan McGregor in der Titelrolle nicht nur gedreht, das Studio ist auch Koproduzent, und da muss die Blockade eines fast fertigen Projekts doppelt schmerzen. „Wir dürfen nur Filme als Umsätze buchen, wenn sie fertiggestellt sind – vorher aber nicht“, sagte Carl L. Woebcken, Vorstandsvorsitzender der Studio Babelsberg AG, dem Handelsblatt. In Babelsberg war für Oktober eine Vorführung des Films vorgesehen, was ebenfalls dafür spricht, dass seine Herstellung schon weit vorangeschritten ist. Auch das Studio fordert die sofortige Freilassung Polanskis, und aus Prostest gegen die Verhaftung hat Henning Molfenter, Koproduzent von „The Ghost“ und Geschäftsführer der Studio Babelsberg Motion Pictures, seine Teilnahme in der Jury für das Zürich Film Festival abgesagt. Die Situation sei „schwierig für alle“, sagte Unternehmenssprecher Eike Wolf, sah durch den Fall allerdings „keine schwerwiegenden Auswirkungen für Babelsberg“. Man sehe derzeit keine Gefahr, dass der Film nicht in die Kinos komme, die Frage sei nur, wann dies geschehe.

Ein Aus für „The Ghost“ wäre für das Studio allerdings prekär, das im Vorjahr einen Umsatzrückgang auf 66 Millionen Euro und einen Ergebnisrückgang auf drei Millionen Euro zu beklagen hatte. Und es träfe Babelsberg bei einem Regisseur, der dort schon einmal gedreht und damit sehr erfolgreich gewesen war: Vor acht Jahren entstand „Der Pianist“, für den Polanski dann in Hollywood einen Oscar erhielt – um unliebsamen Begegnungen mit der US-Justiz zu entgehen, nahm er ihn nicht persönlich entgegen. Zur deutschen Premiere im Berliner Ensemble war Polanski wieder nach Deutschland gekommen, und er begleitete Ende 2006 auch die Proben und die Premiere der Musicalfassung seines 1967 gedrehten Films „Tanz der Vampire“ im Berliner Theater des Westens.

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