zum Hauptinhalt
madrid trümmer

© dpa

Flugzeugunglück in Madrid: Auch Deutsche unter den Opfern

153 Menschen hat das Flugzeugunglück in der spanischen Hauptstadt Madrid das Leben gekostet: Nachdem ein Triebwerk Feuer gefangen hatte, stürzte die Spanair-Maschine unmittelbar nach dem Start ab und ging in Flammen auf. Die Nachrichtenagentur EFE berichtet von fünf deutschen Opfern. Das Auswärtige Amt spricht hingegen von vier toten Deutschen.

Unter den bereits identifizierten Todesopfern des Flugzeugunglücks von Madrid befinden sich deutsche Staatsbürger. Die spanische Nachrichtenagentur EFE berichtete unter Berufung auf spanische Regierungsquellen von fünf deutschen Opfern. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin sagte hingegen: "Wir haben von den spanischen Behörden Hinweise auf vier Deutsche unter den Toten."

Bei den Toten handelt es sich möglicherweise um eine Familie aus Bayern. Ein Ehepaar und zwei Kinder aus dem Freistaat standen auf der Passagierliste, wie das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) am Donnerstag bestätigte. Bisher sei allerdings nicht sicher, ob die Familie den Flug auch antrat. "Wir wissen nur, dass vier Namen von bayerischen Bürgern auf der Passagierliste stehen. Wir wissen aber nicht, was mit ihnen passiert ist", sagte LKA-Sprecher Ludwig Waldinger. Zurzeit würden sie als Vermisste behandelt. Klarheit soll eine DNA-Analyse bringen. Das Ergebnis wird aber nach Einschätzung von Experten nicht mehr am Donnerstag erwartet. Die spanischen Behörden hätten bei den deutschen Kollegen um genetisches Vergleichsmaterial gebeten.

Auch am Donnerstag ist die Ursache für das Unglück am Madrider Flughafen noch immer unklar, die Fakten sind dürftig. Aus dem Flugzeugwrack wurden die beiden Flugschreiber geborgen. Demnach meldete der Pilot vor dem Abheben technische Probleme. Medienberichten zufolge hatte nach dem Start des Flugzeugs nach Gran Canaria am Mittwoch eines der Triebwerke Feuer gefangen. Bei einer Notlandung soll das Flugzeug dann über die Rollbahn hinausgeschossen sein. Die Flugschreiber der verunglückten Maschine wurden zur Untersuchung nun der Justiz übergeben.

Bereits vor dem Start des Flugzeugs gab es offenbar technische Probleme. Der Pilot der Maschine habe vor dem Abheben Probleme mit einem Temperatur-Messgerät am Äußeren des Flugzeugs gemeldet, berichtete die Nachrichtenagentur Europa Press. Der Defekt sei jedoch vor dem Start behoben worden. Die spanische Infrastrukturministerin Magdalena Alvarez sagte, das Flugzeug sei wegen eines technischen Problems mit einer Stunde Verspätung gestartet. Die Maschine sei bereits auf dem Weg zum Rollfeld gewesen und dann noch einmal umgekehrt.

"Da sah nichts mehr nach einem Flugzeug aus"

Augenzeugen berichten von schrecklichen Bildern am Unglücksort: "Ich sah, wie das Flugzeug in mehrere Teile zerrissen wurde", berichtete ein Autofahrer, der das Unglück von einer Autobahn aus beobachtet hatte. "Dann gab es eine heftige Explosion. Ich hatte zuerst gedacht, die Maschine wäre dabei zu landen. Aber dann neigte sie sich plötzlich zur Seite und bohrte sich mit der rechten Tragfläche in die Erde."

An der Unglücksstelle stieg eine große Qualmwolke empor. Die Feuerwehr setzte Hubschrauber ein, um die brennende Maschine und die in Flammen stehenden Grasflächen zu löschen. Den Rettungsmannschaften bot sich ein Bild des Schreckens. "Da sah nichts mehr nach einem Flugzeug aus", sagte ein Polizist. "So stelle ich mir die Hölle vor." Ein Kollege ergänzte: "Es war alles schwarz und verbrannt. Die Leichen waren so heiß, dass wir uns beim Wegtragen die Finger verbrannten."

Nur 19 Menschen überleben das Unglück

Ein Mitglied der Bergungsmannschaften meinte, es sei ein Wunder, dass in dem Inferno überhaupt Menschen überlebt haben. "Die Leichen in den Trümmern waren verkohlt, viele auch verstümmelt." Rund 60 Krankenwagen rasten zur Unglücksstelle. Die meisten von ihnen mussten unverrichteter Dinge umkehren, denn nur 19 Passagiere überlebten das Unglück.

Über die Nationalität der Überlebenden machte die spanische Infrastruktur-Ministerin Magdalena Alvarez am späten Mittwochabend bei der Verkündung der Opferzahlen keine Angaben. 17 der 19 Überlebenden seien identifiziert, sagte Alvarez lediglich. Demnach sind zwei Kinder unter den Überlebenden der Katastrophe. Nach Angaben der kolumbianischen Botschaft in Madrid überlebte auch eine Kolumbianerin das Unglück.

Liste mit Passagieren veröffentlicht

Die Fluggesellschaft Spanair veröffentlichte am Mittwochabend eine Liste der Passagiere auf ihrer Internetseite, ohne jedoch die Nationalität der Aufgeführten zu nennen. Spanischen Medienberichten zufolge befinden sich auf der Liste neben vier Deutschen auch zwei Schweden, ein Chilene sowie eine Kolumbianerin.

Spezialisten des Bundeskriminalamtes (BKA) sollen nun ebenfalls bei der Identifizierung der Opfer helfen. Spanien habe ein entsprechendes Angebot der Bundesregierung in der Nacht angenommen, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin am Donnerstag.

Erinnerung an Terroranschläge in Madrid

Die Toten wurden mit Leichenwagen in eine Halle auf dem Madrider Messegelände gebracht. Dies rief bei den Madrilenen Erinnerungen an die schrecklichen Terroranschläge vor gut vier Jahren auf mehrere Pendlerzüge in Erinnerung, bei denen 191 Menschen umgekommen waren. Jetzt nach dem Flugzeugunglück diente dieselbe Messehalle wie damals als Leichenhalle.

Auf den Flughäfen von Madrid und Gran Canaria, dem Ziel des Unglücksflugs, harrten Hunderte von Angehörigen stundenlang aus, um Informationen über das Schicksal ihrer Ehepartner, Eltern, Geschwister oder Kinder zu bekommen. "Meine Söhne, meine Tochter", schluchzte eine Frau.

Spanair fliegt seit Jahren Touristen auch aus Deutschland nach Spanien. Direktflüge gibt es von Frankfurt am Main oder München aus täglich nach Madrid und in andere spanische Städte. Die im Dezember 1986 gegründete Spanair kooperiert dabei mit einer Reihe anderer Fluglinien. Denn seit April 2003 ist Spanair Vollmitglied der Star Alliance, der weltweit größten Allianz von Fluggesellschaften.

Die Fluggesellschaft Spanair hat unter der Telefonnummer 0034 800 400 200 eine Hotline für Angehörige eingerichtet. (sba/AFP/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false