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Flugzeugunglück: Sorge um Potsdamer Architekten

Große Sorge um den bekannten Architekten Moritz Kock: Der 54-Jährige war wahrscheinlich an Bord des Unglücksflugs AF 447.

In Deutschland ist es 14 Uhr, in Rio neun  Uhr.  Joao Niemeyer ist schon wach. Dabei  ist doch Feiertag. Von seinem Bürofenster aus sieht er den Lagoa de Freitas -  einen kleinen See, der mitten im Stadtteil  Ipanema liegt. Es regnet draußen. Sein Handy klingelt. Jemand aus Deutschland möchte wissen, was sein Onkel Oscar zu den neuen Plänen  zum Niemeyerbad sagt. Joao Niemeyer ist 57 Jahre alt, der Architekt ist engster Mitarbeiter  Oscars.  Er ist der Sprecher des 101-jährigen Stararchitekten.

Kann das Bad an anderer Stelle gebaut werden? Was hat er mit dem Architekten aus Potsdam besprochen?  Wahrscheinlich werde das Baut gebaut, antwortet Joao. Noch sei aber nichts entschieden, sagt er. Oscar wolle erst richtige Fotos vom neuen Ort  sehen. Moritz Kock habe nur eine Computergrafik mitgebracht.  Kock wolle jetzt aus Deutschland Fotos mailen, sagt Niemeyer. "Ist er schon wieder zurückgeflogen?" , fragt die Stimme im Telefon. "Ich glaube ja. Er wollte Samstag oder Sonntag abreisen", sagt Joao.  Er wisse es nicht so genau. Er müsste eigentlich schon wieder in Deutschland sein.

Gegen Mittag klingelt das Telefon wieder. In Deutschland habe sich Kock noch nicht gemeldet. "Ist er Samstag oder Sonntag geflogen?" Niemeyer weiß mittlerweile  aus den Nachrichten von dem Absturz. "Ich glaube, er wollte Sonntag fliegen, er müsste auf diesem Flug gewesen sein", sagt Joao Niemeyer. "Aber ich weiß es nicht."  Es klingt fast klagend. Er hat jetzt Angst.  Er mag diesen deutschen Architekten, der seinen Onkel so verehrt.  Auch wenn Kock eckig baut und Oscar berühmt ist für seine runden Formen.   

Als Joao und Oscar Niemeyer sich vergangene Woche mit  Moritz Kock getroffen hatten, haben sie nicht nur über das Potsdamer Schwimmbad gesprochen.  Moritz Kock wollte einen eigenen Niemeyer haben. Auf dem Anwesen seiner Familie in Süddeutschland sollte eine Kapelle entstehen, entworfen von Oscar Niemeyer.  "Er hat die Originalpläne von Oscar mitgenommen", sagt Joao Niemeyer.

Einen Tag später sagt er, er habe gewusst, dass Kock in diesem Flugzeug saß. Aber er habe gehofft, dass er doch am Samstag geflogen ist.  Er hat dann am Dienstag, als es in Deutschland 12 Uhr war im Potsdamer Büro von Moritz Kock angerufen. Ein Mitarbeiter habe ihm bestätigt, dass er diese Maschine genommen hat. "Ich bin traurig", sagt er. "Wir sind hier alle traurig, wir sind entsetzt." (PNN)

Juliane Wedemeyer

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