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Frankreich: Jugendliche verletzen Polizisten

In der Nacht zum Samstag haben Jugendliche erneut Polizisten angegriffen. Ein 30-jähriger Beamter wurde im nördlichen Vorort Epinay-sur-Seine zusammen mit zwei Kollegen in einen "Hinterhalt" gelockt.

Paris - Den Angaben zufolge waren die Polizisten einem Hinweis auf Jugendliche nachgegangen, die Autos ausplünderten. Ende Oktober jährt sich der Beginn von dreiwöchigen Unruhen in den Vorstädten Frankreichs.

Laut Polizei waren die Beamten am Freitag gegen 23 Uhr wegen Auto-Plünderungen in die Nähe der als unsicher geltenden Siedlung Orgement gerufen worden. Als sie dort eintrafen, hätten die Jugendlichen mit zwei Autos den Weg versperrt. Rund 30 zum Teil vermummte Jugendliche hätten die Beamten mit Eisenstangen und Schlagstöcken bedroht, sagte Loïc Lecoulier von der Polizeigewerkschaft Alliance 93.

Polizist durch Steinwurf verletzt

Die Polizisten seien sofort ausgestiegen, um nicht eingeschlossen zu werden. Sie hätten Gummigeschosse abgefeuert; dies habe jedoch nicht ausgereicht, um die Jugendlichen zu vertreiben. Einer der Polizisten sei von einem Stein am Kiefer getroffen worden. Er habe sich verschanzen wollen, aber die Jugendlichen seien ihm gefolgt. Als die Polizisten schließlich nach ihren Waffen gegriffen hätten, seien die Jugendlichen geflohen.

"Die Polizisten haben die Nase voll, von einer Minderheit unter den Jugendlichen angepöbelt, mit Steinen beworfen und wie Hasen gejagt zu werfen", sagte Frédéric Lagache von der Alliance 93. Er forderte eine bessere Ausstattung der Polizei. Der Generalsekretär der Polizeigewerkschaft SGP-FO, Nicolas Comte, sagte, die Polizisten seien beunruhigt über die Sicherheitslage in den Vorstädten. "Es gibt neuerdings den Willen, Polizisten zu töten, und das ist inakzeptabel", sagte er. Der französische Innenminister Nicolas Sarkozy sagte dem verletzten Polizisten seine "volle Unterstützung" zu, wie das Ministerium bekannt gab.

Erinnerung an Welle der Gewalt erwacht

In den von hoher Arbeits- und Perspektivlosigkeit geprägten französischen Vorstädten, in denen überwiegend Einwandererfamilien leben, kocht die Stimmung immer wieder hoch. Vor knapp einem Jahr hatte der Tod zweier Jugendlicher bei einem Polizeieinsatz nahe Paris eine dreiwöchige Welle der Gewalt in Vorstädten in ganz Frankreich ausgelöst. Während der am 27. Oktober 2005 begonnenen Krawalle herrschte in Frankreich der Ausnahmezustand. Mehr als 9000 Fahrzeuge gingen in Flammen auf; fast 3000 mutmaßliche Randalierer wurden festgenommen.

Zuletzt hatte es Auseinandersetzungen in Les Mureaux westlich von Paris gegeben: Jugendliche griffen dort am 2. Oktober Polizisten an und setzten ein Polizeiauto in Brand; sieben Beamte wurden verletzt. Mitte September waren zwei Bereitschaftspolizisten in der Pariser Vorstadt Corbeil-Essonnes von Bewohnern angegriffen und schwer verletzt worden. (tso/AFP)

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