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Panorama: Frankreich rüstet sich für Ölpest

500 Kilometer spanische Küste verseucht / U-Boot inspiziert Wrack

Von Ralph Schulze, La Coruña

Ölalarm jetzt auch in Frankreich. Heftiger Wind treibt die riesigen Ölteppiche, welche die auseinander gebrochene „Prestige“ vor der spanischen Atlantikküste hinterlassen hat, nun Richtung französische Küste.

Frankreichs Umweltministerin Roselyne Bachelot warnte: „Uns erwartet eine ökologische und ökonomische Katastrophe.“ Das Land, in dem erst 1999 nach dem Schiffbruch des Tankers „Erika“ vor der Bretagne 400 Kilometer Küste verseucht wurden, bereitet sich erneut „auf das Schlimmste“ vor.

Angesichts der immer noch zunehmenden Ölpest der spanisch-galicischen Küste, die am Samstagnachmittag auf annähernd 500 Kilometer Länge die Westküste betroffen hatte, gilt die Tankerkatastrophe der „Prestige" mittlerweile als schwerste in der spanischen Geschichte. Noch scheint das Schlimmste nicht überstanden, denn auf dem Atlantik treiben unzählige Ölseen, von denen einige gigantische Umfänge von über hundert Quadratkilometern haben. Die Schwerölfelder bewegten sich gestern Richtung Nordosten, also auf die galicische Küste zu – und könnten in einigen Tagen an Frankreichs Stränden landen. Um weitere Gewissheit über das drohende Unheil zu bekommen, setzt Frankreich eine Unterwasserexpedition in Gang, die am Ort des Untergangs der „Prestige“ erforschen soll, ob weiteres Öl aus dem Schiffswrack austritt. Das bemannte Mini-U-Boot „Nautile", das bis zu 6000 Meter tief tauchen kann, soll kommende Woche die Reste des untergegangenen Tankers aufspüren. Der Schrotttanker liegt rund 250 Kilometer von der Küste entfernt, in Höhe der spanisch-portugiesischen Grenze, in 3500 m Tiefe des Atlantiks.

Die französische „Nautile", die von zwei Versorgungsschiffen begleitet wird, gehörte auch zu jener internationalen Expedition, die 1985 die Überreste des legendären Passagierdampfers „Titanic“ aufspürte. Das acht Meter lange Tiefsee-Unterseeboot ist mit Kameras, Greifarmen sowie starken Scheinwerfern ausgerüstet und soll nun den Zustand des auseinander gebrochenen Tankschiffes überprüfen. Portugiesische wie französische Experten gehen davon aus, dass auch nach dem Untergang große Mengen Öl aus dem Wrack ins Meer strömen, was Spaniens Regierung dementiert.

Die Umweltorganisation Greenpeace plazierte am Samstag Behälter mit Schweröl vor der Tür der galicischen Regionalregierung in La Coruna. Damit wollten die Umweltschützer gegen das „unglaubliche Chaos“ und den „Mangel an Hilfsmitteln“ bei der Katastrophenbewältigung protestieren.

Greenpeace-Helfern wie auch hunderten Freiwilligen wurde von den Behörden untersagt, sich an Aufräumungsarbeiten zu beteiligen. An Helfern mangelt es nicht, aber an Koordination. Offenbar sind die spanischen Behörden nicht in der Lage, genügend Schaufeln, Auffangbehälter, Schutzkleidung, Atemmasken und Ölbarrieren bereitzustellen.

Ralph Schulze[La Coruña]

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