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Panorama: Freispruch trotz zahlreicher Indizien

Der Freispruch kam für Experten nicht überraschend - und doch schockierte er die Zuschauer im Münchner Landgericht. In einem der ungewöhnlichsten Strafprozesse der letzten Jahre saßen Irene, Georg und Christian H.

Der Freispruch kam für Experten nicht überraschend - und doch schockierte er die Zuschauer im Münchner Landgericht. In einem der ungewöhnlichsten Strafprozesse der letzten Jahre saßen Irene, Georg und Christian H. aus dem kleinen Örtchen Eschenlohe bei Garmisch-Partenkirchen auf der Anklagebank. Die drei, Vater, Mutter und Sohn waren verdächtig, die Großmutter, Katharina H., im August vergangenen Jahres erstickt zu haben. Das Obduktionsergebnis war eindeutig, andere Tatverdächtige gab es nicht, finanzielle Gründe als Motiv kamen in Frage. Mehrere Zeugen sagten aus, dass die zuckerkranke Oma Angst vor ihrer Verwandtschaft hatte. Insbesondere verblüffte aber das fast schon absurde Verhalten der Tatverdächtigen, nachdem eine Pflegerin die Leiche gefunden hatte: Sie versuchten drei Ärzte zu überreden, einen natürlichen Tod festzustellen. Gegenüber der Polizei gab Familie H. an, dass es keine Leiche gäbe, gleichzeitig versuchten sie mit Hilfe eines Berliner Beerdigungsinstituts, die Großmutter fortzuschaffen. Schließlich verbarrikadierten sie sich in ihrem Haus und schossen mit einer Schreckschusspistole auf die Beamten. Ein Sondereinsatzkommando stürmte das Haus, Georg H. wurde überwältigt, als er zu einer scharfen Waffe greifen wollte. Im Prozess schwieg die ganze Familie, bevor sie zum Ende hin in Panik geriet, ihren Anwälten die Mandate entzog und Dutzende unsinniger Anträge stellte. Trotz erdrückender Indizien gelang es dem Oberstaatsanwalt nie, eine konkrete Tatbeteiligung nachzuweisen: "Wie das Gericht bin ich sicher, dass die Täter dort sitzen - aber die Gesellschaft muss mit solch einem Urteil leben".

berg

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