zum Hauptinhalt
Die Natur blüht auf. Während Sträucher und Bäume noch kahl sind, sprießen überall die ersten Blumen.

© dpa

Frühling: Die Pollen sind los

Schönes Wetter kann furchtbar sein. Wegen des verspäteten Frühlingsbeginns wird die Blütenbelastung in diesem Jahr besonders stark werden. Für Allergiker ist das ein Alptraum.

Sonne, milde Temperaturen und ein Waldspaziergang: Nach den langen Wintermonaten hielt Anna Steiner das für einen verlockenden Plan. Doch bei dem Ausflug im Grünen bekam Steiner plötzlich schlecht Luft, ihre Augen tränten und die Nase lief. Die 23-jährige Studentin ist gegen Frühblüher und Birkenpollen allergisch. Dass nach dem langen Winter nun viele Gewächse gleichzeitig blühen, macht ihr zu schaffen. So wie Steiner geht es derzeit vielen: Jeder vierte bis fünfte Deutsche leidet unter einer Allergie – die meisten davon haben eine Pollenallergie. Dies geht aus dem Allergieatlas der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) hervor. „Dass viele Allergiker bislang verschont blieben, hängt mit den relativ kühlen Temperaturen im Februar und März zusammen“, sagt Gerhard Lux vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Weil in diesem Zeitraum in manchen Gegenden sogar noch Schnee lag, sei die Natur länger in Vegetationsruhe geblieben als im Durchschnitt der vergangenen 15 Jahre. In Zeiten des Klimawandels sei das eher ungewöhnlich, erklärt Lux.

Doch nachdem nun statt kalter Ost-Luft warme Luft aus Südwesten heranströme, habe sich die Großwetterlage verändert. „Darauf hat die Vegetation natürlich gewartet“, sagt Lux. Nun gehe alles relativ schnell – innerhalb weniger Tage werde der Rückstand der Natur wieder aufgeholt. Die Folge: Die Pollen fliegen nun mit geballter Kraft und Allergiker haben besonders stark zu leiden. In jedem Jahr folgt der Pollenflug dem gleichen Muster. „Die Gewächse im Südwesten des Landes fangen zuerst an zu stäuben. Anschließend breitet sich das in Richtung Nordosten und in die Höhenlagen aus, wo die Pflanzen erst einige Tage später in Blüte stehen“, erklärt Lux. In der Pollenflug-Vorhersage, die der DWD gemeinsam mit der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PID) erstellt, lässt sich die Belastung für Allergiker gut ablesen. In Mittel- und Norddeutschland ist die Belastung mit Erlenpollen momentan recht groß, während die Haselpollen derzeit bis auf einige Regionen im Südwesten eine eher geringe Belastung für Allergiker darstellen. Gräser, die zu den Spätblühern gehören, sind derzeit noch kein Problem.„Die aggressiveren Pollen sind die Birkenpollen. Sie bieten derzeit mitunter das größte Gefahrenpotenzial für Allergiker“, sagt Lux. Er prognostiziert, dass es im Laufe dieser Woche beziehungsweise am Wochenende einen ersten Höhepunkt bei der Belastung mit Birkenpollen geben wird. Vor allem Sonnenschein, Wärme und viel Wind seien für den Pollenflug vorteilhaft. Allergiker profitierten hingegen von bedecktem Himmel und leichten Regenschauern, weil so die Luft wieder reingewaschen werde.

Betroffene sollten jedoch in jedem Fall Antihistaminika zu Hause haben, sagt Karl-Christian Bergmann, Leiter des Polleninformationsdienstes. Das seien anti-allergische Tabletten, die relativ schnell wirken, in rund 10 bis 15 Minuten. Die Tabletten sollten Allergiker nehmen, bevor es richtig schlimm werde, empfiehlt der Experte. Sind nicht gleichzeitig Augen, Nase und Haut betroffen, können Betroffene Antihistaminika auch gezielt als Spray nur für die laufende Nase oder als Tropfen nur für die gereizten Augen verwenden. Sprays und Tropfen sind auch für diejenigen geeignet, die Antihistaminika in Tablettenform müde machen, sagt Bergmann. Bei wem die Antihistaminika nicht helfen, der kann für Augen und Nase auf Kortison zurückgreifen – als Tropfen, Salbe oder Spray. „Das führt zu keinen Nebenwirkungen“, beruhigt Bergmann. Das Kortison sei stärker als ein Antihistaminikum und wirke daher besser.Doch auch kleine Tricks im Alltag können Allergikern das Leben erleichtern. „Betroffene sollten die Fenster geschlossen halten“, sagt der Pneumologe Claus Kroegel vom Universitätsklinikum Jena. Zudem empfiehlt er, sich abends die Haare zu waschen. „Denn die Pollen verfangen sich im Haar und man trägt sie so mit ins Bett.“

Lux rät zudem, tagsüber getragene Kleider abends nicht mit ins Schlafzimmer zu nehmen. Pollengitter vor den Fenstern können ebenfalls helfen, die Belastung zu Hause gering zu halten. Auch Allergikerin Anna Steiner hat sich auf die Pollensaison eingestellt. „Wenn es windig und trocken ist, vermeide ich Bewegung im Freien, weil ich sonst keine Luft mehr bekomme.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false