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Panorama: Fürst Lady

Charlene Wittstock, Südafrikanerin mit vorpommerschen Wurzeln, soll ihren künftigen Gatten und Monaco zum Strahlen bringen

Die Messlatte liegt sehr hoch. Unvergessen ist die Traumhochzeit von Fürst Rainier III. von Monaco und Filmdiva Grace Kelly. Fürst Albert II. , 53, und die ehemalige südafrikanische Schwimmerin Charlene Wittstock, 33, werden ständig mit dem einstigen Fürstenpaar verglichen. Die am 1. und 2. Juli geplante Hochzeit lässt die Erinnerung an die glorreichen Zeiten von Monaco wieder wach werden, als Grace Kelly für Werbung sorgte und das nur zwei Quadratkilometer große Steuerparadies Monaco mit den 32 000 Einwohnern zum Mekka der Reichen und Prominenten aus aller Welt wurde. Wird es dem schüchternen Albert durch die Trauung mit Charlene gelingen, endlich aus dem Schatten seines 2005 verstorbenen Vaters zu treten?

Jahrelang, seit dem tragischen Unfalltod von Grace Kelly 1982, musste Monaco ohne eine First Lady auskommen. Wenn sich Albert und Charlene das Ja-Wort geben, blickt alle Welt wieder auf das Fürstentum und hofft auf eine Märchenhochzeit wie im vergangenen Jahrhundert. Zumal die Braut an Alberts Mutter erinnert: Die blonden Haare, das sanfte Lächeln, ihr eleganter Kleidungsstil – Charlene ist eine klassische Schönheit wie Grace Kelly. Die künftige First Lady bleibt aber bescheiden: „Grace ist einzigartig, man kann niemand mit ihr vergleichen.“

Als die Schauspielerin mehrerer Hitchcock-Filme und Oscargewinnerin damals mit dem Schiff aus den USA angereist kam, empfingen sie 21 Salutschüsse. Die kirchliche Trauung am 19. April 1956 in der Kathedrale von Monaco verfolgten weltweit 30 Millionen Fernsehzuschauer, dreimal so viel wie bei der Hochzeit der englischen Queen.

Kate und William von England haben Monaco die Schau und die Hochzeit des Jahres gestohlen, doch durch Charlene erwartet Monaco neuen Glanz, denn die schlanke Ex-Sportlerin mit den breiten Schultern gilt mehr noch als Kate als neue Stilikone. „Ich zähle die Tage, ja sogar die Stunden. Wir sind alle sehr aufgeregt“, sagte Fürst Albert. Mittlerweile wurde bekannt, welche gekrönten Häupter und Prominenten kommen sollen. Darunter sind viele Nachwuchsroyals, unter anderem Spaniens Erbprinz Felipe mit seiner Frau Letizia, die schwedische Prinzessin Victoria mit ihren Geschwistern Madeleine und Carl Philip sowie Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, der aber ohne die schwangere Carla Bruni kommen will. Auch Modeschöpfer Karl Lagerfeld, ein langjähriger Freund der Familie, und Ex-Schwimmstar Franzi van Almsick, eine Freundin der Braut, sind eingeladen. Kate und William können dagegen nicht dabei sein, sie sind zu einem Staatsbesuch in Kanada.

Die standesamtliche Trauung ist am 1. Juli um 17 Uhr, danach sind rund 7000 Monegassen zu einem Volksfest mit Champagner auf dem Platz vor dem Palast eingeladen. Zur kirchlichen Trauung durch Erzbischof Bernard Barsi im Ehrenhof des Palastes am 2. Juli ebenfalls um 17 Uhr werden 4000 Gäste erwartet, doppelt so viele wie bei der englischen Hochzeit. Später folgt ein Abendessen für 450 Gäste von Starkoch Alain Ducasse auf den Opernterrassen. Während der Festtage spielt die 70er-Jahre-Band „The Eagles“, einst mit „Hotel California“ weltweit bekannt, außerdem der französische Musiker Jean-Michel Jarre.

Die Traumhochzeit ließ lange auf sich warten. Auf Monaco schien eine Art Fluch zu liegen. Angefangen hat das mit der Hochzeit von Alberts Schwester Caroline von Monaco mit dem Playboy Philippe Junot im Jahr 1978. Ihre Eltern war gegen die Ehe, trotzdem wurde kirchlich geheiratet und prunkvoll gefeiert. Die Ehe hielt allerdings nur 28 Monate. Carolines zweite Ehe mit dem Italiener Stefano Casiraghi endete mit einem Drama, Casiraghi starb 1990 bei einem Bootsunfall. Auch beim dritten Versuch hatte Caroline Pech, Ernst August von Hannover machte durch Trunkenheit und Flirts auf sich aufmerksam, seit langem taucht er nicht mehr an Carolines Seite auf. Nicht besser erging es Alberts jüngerer Schwester, der rebellischen Stéphanie. Ihr erster Mann Daniel Ducruet betrog sie, die Ehe war nach einem Jahr vorbei. An die bescheidene Hochzeit kann sich wohl kaum noch jemand erinnern. Auch ihre Zirkusehe mit Adans Lopez Peres dauerte nicht länger. Die Schwestern wirken heute vom Leben gezeichnet; glamourös war das alles nicht mehr.

Der monegassische Liebesfluch hat allerdings schon Geschichte. Seit Piraten namens Grimaldi 1297 den Felsen im Mittelmeer eroberten, gab es häufig unglückliche Beziehungen. Auch Fürst Rainiers Eltern hatten sich scheiden lassen, Affären und Trennungen gehören zur Dynastie. Vielleicht hat sich Albert auch deshalb so lange Zeit gelassen, um die Richtige zu finden.

Er ließ sich trotz zweier unehelicher Kinder von niemandem zur Ehe drängen. Früher galt er als Playboy und zeigte sich mit Topmodels wie Claudia Schiffer und Naomi Campbell. Aber mit zunehmendem Alter wurde es stiller um ihn, sein Bauch fülliger, die Haare schütterer; statt Sport entdeckte der ehemalige Bobschlittenfahrer eine neue Leidenschaft, den Umweltschutz. Doch dann tauchte Charlene auf, die Traumprinzessin, die den ewigen Junggesellen gerade noch rechtzeitig wachküsste. Kennengelernt haben sich die beiden vor elf Jahren, seit 2006 treten sie als Paar auf. Als vor einem Jahr endlich die Verlobung verkündet wurde, atmete Monaco auf.

Die Wurzeln der künftigen Fürstin liegen im heutigen Vorpommern. Vor 150 Jahren verließen ihre Ururgroßeltern das Dorf Zerrenthin, um in Südafrika ihr Glück zu versuchen. Die schöne Schwimmerin verspricht neuen Glanz für Monaco. Und so überschlagen sich die Medien mit Berichten über das Paar. Ihr Hochzeitskleid? Es soll von Giorgio Armani sein. Die Flitterwochen? In Südafrika, dort soll noch mal am 7. Juli mit 200 Freunden von Charlene gefeiert werden. Die Kinder? Ja, Thronfolger soll es geben, möglichst viele. Die braucht Albert, denn uneheliche Kinder haben kein Recht auf den monegassischen Thron. Fast klingt es wie ein Märchen, wenn Charlene sagt: „Jede Frau, die das Glück hat, von dem Mann geliebt zu werden, den sie liebt, fühlt sich wie im Märchen.“

Bleibt zu hoffen, dass der Liebesfluch der Grimaldis gebrochen ist.

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