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Fürth: Mutter der verwahrlosten Kinder gefunden

Die Polizei hat nach einem anonymen Hinweis die Mutter der verwahrlosten Kleinkinder aus Fürth gefunden. Die Frau hatte ihre drei kleinen Kinder tagelang allein in der Wohnung gelassen.

Fürth - Die Frau wurde am Dienstagabend vorübergehend festgenommen, später jedoch wieder entlassen. Sie sei betrunken, aber ansprechbar gewesen, sagte ein Polizeisprecher. Zu den Gründen, warum sie ihre Kinder am vergangenen Wochenende zwei Tage alleine und ohne Essen in der Wohnung gelassen hatte, wollte sie sich nicht äußern. Der Vater der zwei ältesten Kinder sitzt nach Angaben des Sozialreferats zur Zeit im Gefängnis.

"Die Frau hat über Jahre in schwierigen Verhältnissen gelebt, da muss man fast Verständnis haben, wenn irgendwann alles zu viel wird", sagte Fürths Sozialreferent Karl Scharinger. Polizei und Feuerwehr hatten die Kinder am Sonntag aus einer total verdreckten Dachgeschosswohnung gerettet, nachdem Nachbarn Hilferufe gehört und die Beamten alarmiert hatten. Der Mutter wurde inzwischen das Sorgerecht entzogen. Der einjährige Junge und die drei und fünf Jahre alten Mädchen sind bei Pflegefamilien untergebracht.

Kindern geht es den Umständen entsprechend gut

Nach Angaben des Jugendamtes sind die Kinder gesundheitlich in gutem Zustand. "Lediglich das dreijährige Mädchen ist nicht altersgemäß entwickelt, aber das lässt sich wieder aufholen", sagte der stellvertretende Jugendamtsleiter Peter Modschiedler.

Der allein erziehenden Mutter standen eine Wohnungskündigung und eine Räumungsklage ins Haus, weil sie mit der Miete in Rückstand geraten war. Bereits vorher habe die Hartz-IV-Empfängerin immer wieder mit finanziellen Problemen zu kämpfen gehabt. "Vielleicht hat sie gedacht: Ich trinke jetzt so viel Alkohol, bis ich nichts mehr von all' dem weiß", erläuterte Sozialreferent Scharinger.

Amt weist Vorwürfe zurück

Kritik am Jugendamt, nicht rechtzeitig eingegriffen zu haben, wies Scharinger zurück. "Das Jugendamt hatte seit über einem Jahr Kontakt zu der Familie und hat sie betreut." Etwa einmal im Monat habe ein Mitarbeiter die Familie besucht. Im Januar habe das Amt der Frau eine Intensivbetreuung angeboten, bei der eine Familienhelferin betroffenen Müttern bis zu zwölf Stunden pro Woche zur Seite stehe, im Haushalt mithelfe und Behördengänge erledige. Dies habe die 27-Jährige aber abgelehnt.

"Es lagen zwar keine idealen, aber auch keine katastrophalen Bedingungen für die Kinder vor", sagte Scharinger. Die Frau habe sich kooperativ gezeigt und sei nie wegen Alkoholproblemen aufgefallen. "Bei instabilen Verhältnissen wie diesen können immer kurzfristige Verhaltensänderungen auftreten. Die Ereignisse der letzten Tage waren aber nicht vorauszusehen."

Für das Jugendamt sei es eine Gratwanderung, zu entscheiden, wann Kinder aus ihrer Familie herausgenommen werden sollten, erklärte Vize-Jugendamtsleiter Modschiedler. "Man fügt den Kindern großes Leid zu, wenn man sie von den Eltern trennt. Das muss genau abgewogen werden." (tso/ddp/dpa)

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