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CHINA-MINING-ACCIDENT

© Foto AFP

Gerettete Bergleute: Chinesisches Wunder

Eine Woche nach einem schweren Grubenunglück in China sind 115 Bergleute lebend geborgen worden.

Sie sind in dicke Decken und Armeemäntel gehüllt, die gegen Unterkühlung helfen sollen. Ihre Augen sind bedeckt. So werden die chinesischen Bergleute vor dem Tageslicht geschützt, das sie so lange nicht erblickt haben. Doch auch wenn die Kumpel vorerst nicht sehen können – sie hören den Beifall der Rettungskräfte. Es ist ein Moment der Erlösung. Freude und Erschöpfung zeichnen die Gesichter der Mitglieder der Rettungsmannschaften. Einige Helfer weinen, während die geretteten Bergleute auf Tragen aus dem Grubeneingang gebracht werden. Acht Tage nach dem schweren Grubenunglück in Nordchina sind 115 Bergleute lebend geborgen worden. „Es ist ein Wunder“, sagte ein Mitglied der Bergungsmannschaften nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Die meisten Überlebenden seien in einem „stabilen Zustand“. In einer dramatischen Rettungsaktion konnten die Kumpel am Montag aus der überfluteten Wangjialing-Kohlegrube in der Provinz Shanxi geborgen werden. Die Suche nach 38 weiteren Verschütteten dauert an.

153 Bergarbeiter waren am Sonntag vergangener Woche durch einen Wassereinbruch in dem Bergwerk nahe der Stadt Xiangning eingeschlossen worden. Etwa 3000 Bergungskräfte arbeiteten seit Tagen an der Rettung der Bergleute und hatten versucht, das Wasser aus der Grube abzupumpen. Erst am Freitag hatte man Klopfzeichen der eingeschlossenen Kumpel vernommen. Einen Tag später konnten Rettungsteams mit Tauchern in die Grube vordringen. Die ersten neun Verschütteten wurden am Sonntagabend befreit. Viele der Geretteten hielten sich offenbar auf einer Arbeitsplattform auf, die nicht überschwemmt wurde. Die geborgenen Bergarbeiter wurden in umliegende Krankenhäuser verteilt. „Es ist fantastisch, wieder an der Oberfläche zu sein“, sagte ein 27-jähriger Bergmann vom Krankenbett. Die Überlebenden litten unter Unterkühlung, Austrocknung, Hautausschlag und niedrigem Blutdruck. Einige seien auch unter Schock, sagte ein Arzt im staatlichen chinesischen Fernsehen, das den Rettungseinsatz live übertrug.

Die chinesischen Medien feiern die Rettungsarbeiten als „großen Erfolg“, der auf „wissenschaftliche Methoden und Technologie“ zurückzuführen sei. Immer wieder laufen im chinesischen Fernsehen die Bilder der Bergungsaktion. In Zeitlupe und untermalt von dramatischer Musik wird gezeigt, wie die Geretteten aus dem Grubeneingang getragen werden. Dabei gerät in den Hintergrund, dass das Unglück leicht hätte vermieden werden können. Bergleute hatten mehrfach auf Anzeichen für den bevorstehenden Wassereinbruch hingewiesen. Ihre Warnungen wurden ignoriert.

Obwohl sich Chinas Behörden um eine Verbesserung der Sicherheitsstandards bemühen, gehören die Kohlebergwerke zu den gefährlichsten der Welt. Korruption, Missmanagement und mangelnde Sicherheitsvorkehrungen machen die Gruben zu Todesfallen. Jedes Jahr sterben Tausende in Bergwerken. Allein in der vergangenen Woche kamen mehr als 30 Menschen bei Unfällen in anderen chinesischen Gruben ums Leben. Im vergangenen Jahr starben nach einer amtlichen Statistik über 2600 Bergarbeiter unter Tage. Obwohl sich viele Arbeiter der Gefahr bewusst sind, riskieren sie ihr Leben. So erklärte ein 45-jähriger Kumpel nach seiner Rettung gegenüber staatlichen Medien: „Ich habe eine Tochter und einen Sohn. Ich muss im Bergbau arbeiten, um Geld für sie zu verdienen.“ mit dpa

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