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Gerichtsverhandlung: War Flugzeugentführung nur Missverständnis?

Die Stewardess geriet wegen Arabisch und Knetgummi in Panik - aber die angebliche Entführung einer türkischen Passagiermaschine mit 136 Menschen an Bord war nach Aussagen eines der beiden mutmaßlichen Luftpiraten nur ein Missverständnis.

Verhandlung in Istanbul: Er habe weder ein Flugzeug entführen wollen, noch habe er Verbindungen zum Terrornetzwerk Al Qaida, sagte der Angeklagte Mehmet Resat Özlü am Freitag vor Gericht in Antalya. Laut Özlü war eine Überreaktion der Flugzeugbesatzung die Ursache für den Zwischenfall im August: Er habe sich mit seinem Mitangeklagten, dem aus den Philippinen stammenden Mümin Abdül Aziz Talikh, auf Arabisch unterhalten. Das habe eine Stewardess so in Panik versetzt, dass sie zu schreien begonnen habe und zum Piloten gelaufen sei. "Wir konnten uns nicht verständlich machen."

Das Flugzeug der Gesellschaft Atlasjet war auf dem Flug vom türkischen Teil Zyperns nach Istanbul und landete nach den Ereignissen an Bord außerplanmäßig in Antalya. Dort flüchteten Mannschaft und viele Passagiere aus der Maschine, Özlü und Talikh wurden verhaftet. In damaligen Medienberichten hieß es, die beiden Entführer seien Al-Kaida-Terroristen, wollten nach Teheran und hätten Plastiksprengstoff bei sich. In Wirklichkeit handelte es sich dabei um Spielzeug-Knetmasse, sagte der 27-jährige Özlü jetzt vor Gericht: Sein Mitangeklagter Talikh, den er vor drei Jahren in Zypern kennengelernt habe, forme als Hobby Tierfiguren aus Knetmasse.

Beiden Männern drohen in dem Prozess lebenslange Haftstrafen. Özlü betonte, sein im Polizeiverhör abgelegtes Geständnis sei unter Zwang entstanden. "Wir wollten nicht, dass (die Maschine) landet. Wir haben das Flugzeug nicht entführt," sagte Özlü. (dm/AFP)

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