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Gesundheit: Aids: Forscher hoffen auf Impfstoff

Vor fünf Jahren schien es noch ganz aussichtslos: eine Impfung gegen Aids. Nun gab es in den USA den ersten Kongress zum Thema - über 1000 Wissenschaftler versammelten sich vergangene Woche in Philadelphia, um neue Forschungsbefunde und -perspektiven auszutauschen.

Vor fünf Jahren schien es noch ganz aussichtslos: eine Impfung gegen Aids. Nun gab es in den USA den ersten Kongress zum Thema - über 1000 Wissenschaftler versammelten sich vergangene Woche in Philadelphia, um neue Forschungsbefunde und -perspektiven auszutauschen.

Die Befunde stimmen optimistisch. Weltweit sind bereits Dutzende von Impfstoffen im Test. "Eine neue Generation viel versprechender Impfkandidaten wird jetzt auch an Menschen erprobt, in den USA und rund um die Welt", sagte Anthony Fauci, der Direktor der Abteilung Allergien und Infektionskrankheiten von den Nationalen Gesundheitsinstituten der USA.

Beflügelt wurde die Konferenz von zwei Befunden, die den Kampf gegen die Immunschwächekrankheit zusätzlich hoffnungsvoll erscheinen lassen. Bislang funktionieren erste Impfversuche so, dass man Erbgutteile des Aidsvirus HIV in den Körper injiziert - ein ganzes Virus wäre zu riskant. Anhand der Erbgutteile werden im Körper Teile des Virus gebaut. Der Körper reagiert mit einer Immunreaktion gegen diese Virusteile. So bildet sich eine Staffel von Zellen gegen das Virus - sobald es eindringt, ist der Körper darauf vorbereitet und kann es zerstören. Der Nachteil: Die Ergutstücke müssen im Tierversuch wiederholt injiziert werden - ein aufwändiges Verfahren.

Eine Gruppe von US-Forschern jedoch ist nun dabei, eine Impfung gegen Aids zu entwickeln, die auch durch einfaches Nasenspray verabreicht werden könnte. Dazu schleust sie Genabschnitte des Aidsvirus in ein anderes, harmloses Virus, das als Bote dient. Auch so werden die Aidsvirusteile im Körper gebaut. "Die Impfung ist ungefährlich, zumindest an Affen", sagte Studienleiter John Rose von der Yale Universität in New Haven im US-Bundesstaat Connecticut dem Tagesspiegel. Die Ergebnisse der Studie sind im US-Fachblatt "Cell" veröffentlicht.

An Affen scheint die Impfung bereits zu funktionieren. Ob sie auch beim Menschen wirksam ist, muss sich erst noch herausstellen. In Zusammenarbeit mit der Impfungsfirma "Wyeth Lederle Vaccines" bereiten die Wissenschaftler nun einen Versuch an Menschen vor.

Indessen haben zwei andere Forscherteams berichtet, dass Hepatitis-Viren helfen, Aids-Viren in Schach zu halten; die Doppelt-Infizierten leben länger. Die Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover und der Universität von Iowa im US-Staat Iowa haben ihre Ergebnisse im "New England Journal of Medicine" beschrieben. Sie fanden, dass das Hepatitis-G-Virus die Vermehrung des Aidserregers HIV hemmt und sehen darin den Ansatz für eine neue Therapie. Im Gegensatz zu Hepatitis B oder C scheint die Variante G für den Menschen nicht schädlich zu sein.

Seit den ersten Aidsfällen vor über 20 Jahren hat die Krankheit mehr als 22 Millionen Menschen das Leben gekostet. Über 36 Millionen Menschen leben derzeit mit HIV oder sind an Aids erkrankt. In Deutschland hält sich die Zahl der Neuerkrankungen mit rund 500 jährlich in Grenzen. In Afrika jedoch ist Aids Todesursache Nummer eins. Über zwei Drittel der HIV-Infizierten weltweit leben im Afrika südlich der Sahara: knapp 21 Millionen Menschen. Die derzeitige Therapie mit einem Medikamenten-Cocktail kostet pro Jahr und Patient rund 15 000 Dollar.

Auch deshalb bedeutet ein billiger, einfacher Schutz große Hoffnung - eine Impfung etwa. Alle sieben Affen, die von Roses Team geimpft wurden, zeigten 7 bis 14 Monate nach einer Aidsviren-Injektion keine Symptome - bei einigen ließen sich sogar keine Viren mehr im Blut nachweisen. "Tiere ohne Impfung dagegen entwickelten Aids typischerweise innerhalb von drei bis sechs Monaten", sagt Rose.

Aidsviren ändern ständig ihre Gestalt - eine der größten Hürden für die Entwicklung einer Impfung. Aber der Aidserreger besitzt auch einige konstante Strukturen - vermutlich würde das Virus ohne diese Teile nicht funktionieren. An diesen gleichbleibenden Virusteilen setzen die Impfungen an. "Letztlich wird eine Impfung möglich sein", sagt David Baltimore vom California Institute of Technology, "auch wenn es sie so bald noch nicht geben wird."

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