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Gesundheit: Betriebspraktika: Lehrer in die Betriebe

Die deutschen Lehrer informieren sich nach Ansicht der Wirtschaft zu wenig über die Situation in den Unternehmen. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt forderte die Pädagogen deshalb auf, in den Ferien Praktika in Betrieben abzuleisten.

Die deutschen Lehrer informieren sich nach Ansicht der Wirtschaft zu wenig über die Situation in den Unternehmen. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt forderte die Pädagogen deshalb auf, in den Ferien Praktika in Betrieben abzuleisten. Damit stieß er jedoch auf heftigen Widerstand der Lehrerverbände. Hundt bezeichnete es als "sinnvoll, wenn jeder Lehrer auch in der Produktion von Unternehmen arbeiten, nämlich ein Praktikum machen würde". Nur so könnten die Lehrkräfte ihre Schüler kompetent auf das Leben und auf die Berufswelt vorbereiten. Der stellvertretende FDP-Vorsitzende Rainer Brüderle begrüßte dagegen den Vorstoß: Tatsächlich müssten schulische Ausbildung und berufliche Praxis enger miteinander verzahnt und die Lehrpläne stärker an der wirtschaftlichen Praxis ausgerichtet werden. Die Forderungen des Arbeitgeberpräsidenten gingen in die richtige Richtung.

Die stellvertretende FDP-Vorsitzende Cornelia Pieper warnte im Südwestrundfunk davor, am Markt vorbei auszubilden. Der rasante Strukturwandel bringe gravierende Veränderungen mit ganz neuen Berufsbildern, darauf müssten auch die Lehrer vorbereitet sein.

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, kommentierte Hundts Vorschlag mit den Worten: "Das ist Quatsch - bei dem, was die Lehrer alles um die Ohren haben. Hundts Vorschlag sei zudem kaum zu realisieren, wandte Kraus ein. Man könne nicht "700 000 Lehrer durch Betriebspraktika schleusen". Dies scheitere auch daran, dass in den Sommerferien viele Betriebe urlaubsbedingt keine Praktika anbieten könnten. Die GEW-Vorsitzende Eva-Maria Stange lud Hundt ein, Schulen zu besuchen und am Unterricht teilzunehmen, "damit er nicht länger wie ein Blinder von der Farbe redet". Von einem "dreimonatigem bezahlten Urlaub" zu sprechen, wie Hundt es tue, erwecke den Eindruck, "Lehrer seien faul", klagte Heiko Gösch vom Vorstand der GEW. Im Jahr arbeiteten die Pädagogen jedoch im Durchschnitt 1800 Stunden, wie Arbeitnehmer in der Industrie auch. Die Ferien seien oft angefüllt mit Unterrichtsvorbereitungen und der Korrektur von Klassenarbeiten. Gösch plädierte für "konkrete Kooperationen zwischen Schulen und Betrieben in der Nachbarschaft". Sinnvoll sei dies für Lehrer, die ihrerseits Schülern Berufspraktika vermitteln müssten.

Der Direktor des Pädagogischen Landesinstituts Brandenburg (PLIB), Jan Hofmann, wies auf die ohnehin starke Belastung der Lehrer mit der Fortbildung hin: "Bereits heute sind 74 Prozent aller Veranstaltungen unseres Instituts außerhalb der Unterrichtszeit am späten Nachmittag, an Wochenenden oder in den Ferien", sagte er.

In verschiendenen Ländern werden wirtschaftliche Kenntnisse im Unterricht gezielt vermittelt. Inzwischen hat auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung ein Programm "Schule-Wirtschaft-Arbeitsleben" gestartet. Dieses ist auf fünf Jahre angelegt und fördert Projekte in den Bundesländern. Rund 360 Schulen sind daran beteiligt, jährlich werden 6,5 Millionen Mark aufgewendet.

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