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Gesundheit: Das große Niesen

Seit etwa 15 Jahren beobachten Fachleute ein immer zeitigeres Einsetzen des Pollenflugs

HOCHSAISON FÜR HEUSCHNUPFEN

Dass sich das Klima wandelt, spüren Millionen von Pollen-Allergikern seit Jahren. Die Augen tränen, und die Nasenschleimhäute schwellen deutlich früher als noch vor 20 Jahren, je nach Pflanze um ein bis drei Wochen. Beim Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach hat diesen Trend Ekko Bruns im Blick. Er ist Phänologe und beschäftigt sich mit klimatischen Signalen, die von Pflanzen ausgehen, etwa dem Blühbeginn im Frühjahr oder dem Laubfall im Herbst.

Seine Statistik zeigt seit etwa anderthalb Jahrzehnten eine markante Trendwende. Die Hasel, mit der das Leiden der Allergiker gewöhnlich beginnt, „blüht im Mittel über ganz Deutschland gesehen rund 20 Tage früher als vor 15 Jahren“, sagt Bruns. In Nordrhein-Westfalen schickte sie ihre Pollen in diesem Frühjahr bereits um den Monatswechsel Januar/Februar mit größter Heftigkeit los.

Kaum weniger voreilig ist inzwischen die Erle, die im Westen Deutschlands im Februar und März zweimal am stärksten Pollen ausschüttete. Die Birke, die zurzeit den Herstellern von Papiertaschentüchern große Freude bereitet, blüht inzwischen um etwa neun Tage früher. Aber auch die anderen Nasenkitzler unter den Pflanzen sind zeitiger dran – so etwa von Mai bis August etliche Gräser wie Wiesenfuchsschwanz oder Wiesenknäuelgras, im Frühsommer der Roggen und im Hochsommer Kräuter wie Beifuß.

Die deutlich frühere Blüte ist eine Folge milder Winter und eines in den letzten Jahren vergleichsweise trockenen Frühjahrs. „Wir haben im Grunde genommen gar keine richtigen Winter mehr“, sagt Ekko Bruns. Wochenlanger Dauerfrost mit zugefrorenen Seen ist selten geworden. Noch werde es „zum Glück“ kalt genug für die Pflanzen, dass sie das Wachstum ihrer bereits im Spätherbst angelegten Knospen auf Kältesignale im Winter hin stoppen und auf das wärmere Frühjahr warten.

Doch weil harte Winter Mangelware sind, erreicht die Pflanzen das klimatische Signal zum Weiterschieben der Knospen früher als noch in den 80er Jahren.

„Für die Allergiker beginnt die Saison nicht nur früher, sie wird auch verlängert“, sagt Bruns. Wobei natürlich nicht jeder Haselpollen-Allergiker auch auf Roggen reagiert.

Damit die Pollen der Windbestäuber unter den Pflanzen losfliegen können, muss dreierlei erfüllt sein:

Die Blüte muss sich voll entwickelt haben. Dazu muss es nach dem Kältestopp-Signal im Winter wieder milder geworden sein. „Bei Frost ziehen Bäume und Sträucher keinen Saft und schieben keine Blütenknospen weiter“, sagt Henning Staiger, Medizinmeteorologe des DWD in Freiburg – ein unverzichtbarer Schutz vor dem Erfrieren.

Es muss trocken genug sein, damit die staubartigen Pollen in der Blüte nicht verkleben. Nur so können sie verteilt werden.

Es muss Wind wehen, der an den Blüten rüttelt und die Pollen freisetzt.

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