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Der OP-Kurs: So werden Haare transplantiert

Dass die Glatze in aller Regel ein Männerproblem ist, liegt am Testosteron: Das männliche Geschlechtshormon dockt an die Wurzeln der Kopfhaare an und lässt sie schrumpfen. „Besonders empfindlich sind die Wurzeln im Vorderkopf“, sagt Andreas Finner, Dermatologe der Klinik am Wittenbergplatz.

Dass die Glatze in aller Regel ein Männerproblem ist, liegt am Testosteron: Das männliche Geschlechtshormon dockt an die Wurzeln der Kopfhaare an und lässt sie schrumpfen. „Besonders empfindlich sind die Wurzeln im Vorderkopf“, sagt Andreas Finner, Dermatologe der Klinik am Wittenbergplatz. „Daher gehen Männern meist oben die Haare aus, seitlich und hinten bleibt ein Haarkranz bestehen.“

Diesen natürlichen Unterschied macht man sich bei einer Transplantation zunutze: Der Arzt entnimmt dann Haare vom Hinterkopf und setzt sie auf dem kahlen Vorderkopf wieder ein. Entwickelt wurden solche Operationen schon in den dreißiger Jahren, in Japan. Anfangs versetzte man dabei recht große Hautteile. Seit etwa zehn Jahren können Ärzte sogar einzelne Haare verpflanzen.

Bevor die OP beginnen kann, muss der Arzt die Kopfhaut seines Patienten genau unter die Lupe nehmen. Auch, wie stark schon die Eltern unter Haarausfall litten, spielt eine Rolle. „Ich muss eine Transplantation so planen, dass das Ergebnis auch in vielen Jahren noch gut aussieht“, sagt Andreas Finner. „Man darf also nicht nur Geheimratsecken auffüllen, sondern sollte selbst dort verdichten, wo bisher noch Haare wachsen.“

Im ersten Teil der Operation bekommt der Patient eine Spritze zur örtlichen Betäubung in den Hinterkopf. Der Arzt entnimmt dann einen 15 bis 20 Zentimeter langen und rund ein Zentimeter breiten Streifen Haut: „Man dringt dabei nur wenige Millimeter tief mit dem Skalpell ein, knapp bis unter das Ende der Haarwurzeln.“ Die entstandene Wunde wird vernäht. „Nun kann der Patient eine Pause einlegen und lesen“ – und dies rund zwei Stunden, denn so lange dauert es, bis die Mitarbeiterinnen den Haarstreifen unter 3D-Mikroskopen in viele kleine Teile zerlegt haben. Mit Pinzetten und feinen Rasierklingen trennen sie die einzelnen Haare voneinander – je nachdem, ob diese in Einer-, Zweier- oder Dreier-Einheiten wachsen. Die Haare müssen dabei kühl und feucht gehalten werden.

Danach folgt Phase zwei: Jetzt wird der vordere Teil der Kopfhaut betäubt. Mit einem „Mikrospeer“, der nur 0,7 bis 1,5 Millimeter misst, macht der Arzt tausende winzige Schlitze in die Stirn – in „unregelmäßiger Anordnung, damit keine Linie entsteht.“ In diese Transplantations-Taschen, die weder zu klein noch zu groß sein dürfen, werden die Haare eingesetzt. Extra befestigten muss man sie dort nicht; der körpereigene Klebstoff Fibrin reicht aus, damit sie halten. Weiter vorne auf dem Kopf bringt der Arzt die Einer-, hinten die Zweier- und Dreier-Haareinheiten an. „Das Haar wird so nach hinten schrittweise dichter, was natürlich aussieht“, sagt Finner.

Nach der OP schwillt die Stirn an und sollte gekühlt werden. Der Erfolg des Eingriffs ist angeblich garantiert: „Mehr als 90 Prozent der Haare wachsen an.“ Zunächst fällt der Schaft vieler frisch transplantierter Haare jedoch aus, erst nach Monaten produzieren die Wurzeln neues, dauerhaftes Haar. Ein Transplantat mit ein bis drei Haaren kostet mindestens vier Euro, die OP insgesamt mehrere tausend Euro.Björn Rosen

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