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Gesundheit: Der US-Biologe Graig Venter schafft Sensation - "Landkarte des Körpers" komplett

Genforscher in den USA haben das Erbgut des Menschen komplett entschlüsselt. Craig Venter, Präsident der Celera Genomics Corp.

Genforscher in den USA haben das Erbgut des Menschen komplett entschlüsselt. Craig Venter, Präsident der Celera Genomics Corp. in Rockville (Maryland), teilte am Donnerstag mit, dass sein Unternehmen die chemischen Buchstaben im menschlichen Genom zu 99 Prozent identifiziert habe. Von der Kenntnis des Erbguts mit seinen rund 100 000 Genen werden bahnbrechende Fortschritte in der Medizin erwartet.

Ein internationales Konsortium, an dem auch deutsche Genforscher beteiligt sind, hatte bereits vor zehn Jahren mit der Entschlüsselung des Genoms begonnen. Dieses Humane Genom-Projekt ("Hugo") verschlang bisher sechs Milliarden Mark. Es wollte noch im April einen "Arbeitsentwurf" mit 90 Prozent des Erbmaterials vorstellen. Venter hatte sein Unternehmen erst 1999 ins Leben gerufen. Bereits zuvor hatte er angekündigt, innerhalb eines Jahres 99 Prozent des Genoms entziffern zu können. Die menschliche Erbinformation umfasst insgesamt rund drei Milliarden Buchstaben. Venters Strategie bei der Sequenzierung des Genoms könnte man auch als Schrotschuss-Methode bezeichnen: Er zerlegte das gesamte Erbgut in kurze Abschnitte. Aus den Milliarden Buchstaben des Genom-Buchs wurden so Millionen Schnipsel. Diese Fragmente wurden nur an den Enden entziffert und dann in eine überlappende Karte eingefügt. Bei einer guten Überlappung lassen sich die angelesenen Sequenzen später komplettieren, die Lücken schließen.

Schon Venters Ankündigung war eine Provokation für das weltweite "Hugo"-Netzwerk. Nun ist Venter nicht nur schneller fertig geworden, er hat auch viel weniger Geld für die Sequenzierung gebraucht als das Konsortium, an dem 50 Länder mitarbeiten. Anders als das Humane Genom-Projekt hat Celera die chemischen Buchstaben allerdings noch nicht komplett geordnet. Dies macht nach Angaben eines deutschen Genexperten aber noch einen großen Teil der Arbeit aus. Diesen letzten Schritt will das Unternehmen nach Worten von Venter in vier bis sechs Wochen bewältigt haben. Damit gäbe es eine erste vollständige Blaupause vom Erbgut des Menschen. Beim Humanen Genom-Projekt erwarten die Wissenschaftler, eine komplette Sequenzierung im Jahr 2001 vorlegen zu können.

Aus dem Vergleich von DNA-Sequenzen könnten Genforscher möglicherweise erkennen, welche Variationen zu Erbkrankheiten führen und andere schwere Leiden wie Krebs oder Herzprobleme fördern. Anders als das Humane Genom-Projekt, das alle seine Funde regelmäßig im Internet veröffentlicht, stellt Celera nur einen Teil seiner Erkenntnisse der Allgemeinheit zur Verfügung. Für viel versprechende Entdeckungen hat das Unternehmen Patente beantragt.

tdp

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