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Gesundheit: Die Angst vor der Einheit

Uni-Präsidenten kämpfen um mehr Mitbestimmung in der Medizin

Die geplante Fusion der Berliner Hochschulmedizin findet bei den Universitätspräsidenten und den Spitzen in der Medizin überwiegend Zustimmung. Aber die vom Wissenschaftsrat empfohlene Zusammensetzung und die Kompetenzen der künftigen Leitungsgremien stoßen auf Kritik. So haben die Präsidenten der Humboldt und der Freien Universität, Jürgen Mlynek und Peter Gaehtgens, am Freitag mehr Mitwirkungsmöglichkeiten im künftigen Aufsichtsrat gefordert. Sie befürchten, dass andernfalls eine weitgehend unabhängige „Medizinische Hochschule unter dem Dach zweier Universitäten“ entstehen wird.

Der Wissenschaftsrat hatte am 16. Januar empfohlen, die Charité mit den Standorten Mitte und Wedding sowie das Klinikum Benjamin Franklin in Steglitz zu einer gemeinsamen Fakultät und einem Klinikum zusammenzuführen. Das neue Gebilde soll in der Verantwortung der beiden Universitäten bleiben. Das ist ein bundesweit neues Modell. Es soll eine Führungsstruktur wie ein Unternehmen bekommen, mit Aufsichtsrat und hauptamtlichem Vorstand.

Trotz ihrer Kritik beteuerten beide Präsidenten, dass sie aktiv an der Umstrukturierung mitwirken und „trotz der enormen Kürzungssumme das Beste aus der Situation machen werden“.

Wer kommt wohin?

In der Frage, welche Forschungsdisziplinen mit der Fusion wohin verlagert werden, wollen Gaehtgens und Mlynek der Expertenkommission des Senats folgen, die dazu umfangreiche Vorschläge unterbreitet hatte. Der Wissenschaftsrat will diese Entscheidungen stattdessen lieber in die Hand des neuen Vorstands legen. Dafür sprach sich auch der Dekan der Charité, Joachim Dudenhausen, aus.

Der Ärztliche Direktor der Charité, Manfred Dietel, verlangte wie die Präsidenten, die Empfehlungen als Diskussionsgrundlage zu betrachten. Gremienzuschnitt und Kompetenzen müssten aber noch diskutiert werden. Der Verwaltungsdirektor der Charité, Bernhard Motzkus, mahnte an, im neuen Vorstand auch einen kaufmännischen Direktor vorzusehen. Diese Aufgaben sind bisher beim Vorsitzenden und dem Aufsichtsrat vorgesehen. Der Dekan des Klinikums Benjamin Franklin der Freien Universität, Martin Paul, mahnte zudem an, die Angelegenheiten des Pflegedienstes und betriebswirtschaftlichen Sachverstand stärker zu berücksichtigen.

Durch Sparvorgaben erzwungen

Zugleich hat die Weichenstellung für eine Fusion des großen Bereichs Medizin auch die Ängste vor einer Fusion anderer Hochschulbereiche geschürt. Die Bildung einer gemeinsamen Medizinfakultät sei durch die Einsparvorgaben erzwungen „und daher kein Modell für andere Fächergruppen“, erklärten Gaehtgens und Mlynek nachdrücklich.

Die FDP wandte sich dagegen, dass dem Aufsichtsrat der neuen Hochschulmedizin die Senatoren für Finanzen und Wissenschaft angehören werden. Auch dass letzterer den Vorsitz führen soll, lehnen sie ab. rt

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