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Gesundheit: Die Kraft des jüngsten Tages

Dunkle Energie und andere Höhepunkte der Wissenschaft 2003

Man nehme vier Teile gewöhnliche Materie (Sterne, Bäume, Menschen), 23 Teile exotische Materie (bestehend aus noch unbekannten Teilchen) und 73 Prozent dunkle Energie, schüttle kräftig – und fertig ist das Universum. Dieses Kochrezept für den Kosmos haben Physiker dieses Jahr verfeinert, und für die Redaktion des amerikanischen Fachblatts „Science“ steht damit eindeutig fest, was der „Durchbruch des Jahres“ ist, das wichtigste wissenschaftliche Ergebnis. Es ist die verstörende Erkenntnis, dass das Universum von einer mysteriösen Kraft beherrscht wird, einer Macht namens dunkler Energie. Sie beschleunigt die Ausdehnung des Alls, und sie wird vielleicht eines jüngsten Tages alle Materie auseinanderreißen – Galaxien, Sonnensysteme, Planeten ...

Zwei wissenschaftliche Großvorhaben ermöglichten es, die dunkle Energie dingfest zu machen. Zum einen der Satellit „WMAP“. Er misst die kosmische Hintergrundstrahlung, jene Energie, die noch aus der Zeit kurz nach dem Urknall stammt. Und zum anderen ein internationales Beobachtungsprogram, der „Sloan Digital Sky Survey“. Bei diesem Unternehmen geht es darum, ein Viertel des Himmels genauestens zu kartieren. Standorte und Helligkeit von mehr als 100 Millionen Himmelsobjekten werden dazu vermessen – ein Plan, der in mancher Hinsicht dem Humanen Genom-Projekt gleicht. Die Forscher legten beide Karten übereinander und stießen dabei auf unwiderlegliche Indizien für dunkle Energie. Die nämlich verzerrte die Hintergrundstrahlung in der Nähe der Galaxien, ein Prozess, den Physiker als integrierten Sachs-Wolfe-Effekt bezeichnen. „Vielleicht ist das nun ein Zeichen dafür, dass die Wissenschaftler endlich beginnen, die Anfänge des Universums zu verstehen“, kommentierte „Science“.

Die anderen „Hits“, ohne Rangfolge:

Gene der Seelenpein: Depression, Schizophrenie und manisch-depressive Krankheit sind psychische Leiden, an denen auch die Erbanlagen beteiligt sind. Forscher finden heraus, wie bestimmte Gen-Varianten sich im Gehirn auswirken. Am Ende sollen neue Möglichkeiten der Behandlung stehen.

Es wird wärmer: Schmelzendes Eis, Dürren, geringere Erträge, verändertes Verhalten von Pflanze und Tier – Klimaforscher registrieren bereits Folgen der Erderwärmung.

Kleine Meister: Erneut hat sich die RNS als unglaublich vielseitig erwiesen. RNS-Moleküle steuern die Zelle, wehren Krankheiten ab und sind vielleicht sogar die Medikamente der Zukunft.

Moleküle bei der Arbeit: Enzyme sind so etwas wie molekulare Maschinen. Physiker und Biologen haben Methoden ersonnen, um sie am Arbeitsplatz zu beobachten und jeden Arbeitsschritt festzuhalten.

Kosmischer Knall: Gewaltige Ausbrüche von Gammastrahlen in den Tiefen des Universums regten die Physiker zu Hypothesen über ihre Entstehung an – vielleicht sind sie das Ergebnis eines zusammenfallenden Sterns.

Schöpfung in der Petrischale: Forscher züchten aus embryonalen Stammzellen Eizellen und Spermien. Können Zelllinien künftig Eltern sein?

Falsche Richtung: Materialforschern gelingt es, Substanzen herzustellen, mit denen Licht in die „falsche“ Richtung gebeugt werden kann. Diese „linkshändigen“ Materialien könnten gute Linsen abgeben.

Hoffnung für den Mann: Genetiker entziffern das männliche Y-Chromosom. Sein Geheimnis: Obwohl es ein Einzelgänger ist, kann es sich vor Kopierfehlern im Erbgut schützen, indem es Sicherheitskopien seiner Gene in spiegelbildlichen Abschnitten (Palindromen) ablegt.

Den Krebs aushungern: Mittel, die die Blutversorgung von Tumoren kappen sollen, bestehen eine Feuertaufe. Bei Darmkrebs erweist sich ein Wirkstoff als durchaus erfolgreich – zusammen mit herkömmlicher Chemotherapie.

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