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Gesundheit: Die Massenuniversität bietet auch Chancen

TURNERS THESEN zu Bildung und Politik Wenn eine Universität mehrere zigtausend Studierende hat, wird sie als Massenuniversität bezeichnet. Die Berliner Universitäten erfüllen dieses Merkmal.

TURNERS THESEN

zu Bildung und Politik

Wenn eine Universität mehrere zigtausend Studierende hat, wird sie als Massenuniversität bezeichnet. Die Berliner Universitäten erfüllen dieses Merkmal. Dies ist das Ergebnis einer Entwicklung über fast fünfzig Jahre. Derzeitig gibt es an den Hochschulen der Bundesrepublik rund zwei Millionen Studierende; in der Mitte des vorigen Jahrhunderts waren es 300 000. Der Anteil der Studenten an der gleichaltrigen Bevölkerung ist von drei Prozent auf rund 30 Prozent gestiegen.

Dieses rasante Anwachsen war die Folge der Erkenntnis, dass ein rohstoffarmes Land von der Kreativität seiner Einwohner lebt. Der Lebensstandard ist nur zu halten, wenn mehr junge Menschen eine qualifizierte Ausbildung durchlaufen und Industrie und Wirtschaft aus diesem Potential schöpfen können. Auch wenn gelegentlich darüber geklagt wird, dass nicht alle Studienanfänger das erforderliche Rüstzeug für ein Studium mitbringen: Der Ausbau der Hochschulen war richtig und erforderlich.

Für den Einzelnen mag es manchmal mühselig sein, sich in dem als Dschungel empfundenen Gebilde einer Massenuniversität zurechtzufinden. Da ist vieles neu und die Fülle der Eindrücke zunächst verwirrend. Das wird sich schnell ändern, und manches Neue wird bald selbstverständlich sein.

Und die große Zahl, die Konkurrenz schon bei der Zulassung, dann in Lehrveranstaltungen sowie Prüfungen und später auf dem Arbeitsmarkt bedeutet? Die Alternative wären Hochschulen mit weniger Studenten – für die Betroffenen gewiss bequemer. Aber dann wären viele, die heute studieren können, gar nicht unter ihnen. Es ist eine Binsenweisheit, dass Hochschulen mit halber Studentenzahl bei gleicher Ausstattung mit Personal und Sachmitteln ungleich angenehmer für alle Beteiligten wären. Ebenso wahr ist aber auch, dass dann nicht zwei Millionen, sondern nur halb so viele in den Genuss eines Studiums kämen.

Die Forderung, es müsste eben noch mehr Geld in die Bildung investiert werden, ist zwar grundsätzlich berechtigt, stößt aber an Grenzen. Da die Hochschulen mit allen anderen Bereichen um die finanzielle Ausstattung konkurrieren, werden oft selbst gut begründete Ansprüche nicht erfüllt. Angesichts leerer Kassen des Staates erhalten die Hochschulen im Wettbewerb um öffentliche Mittel mit Sicherheit nicht das, was sie benötigen. Der Sparzwang trifft auch sie.

Auch wenn es gelegentlich als belastend empfunden wird, Folgen der Sparpolitik und die Beschwernisse der Massenuniversität zu erfahren, sollte man sich doch vergegenwärtigen, wie es um diejenigen aussieht, die vergeblich einen Ausbildungsplatz suchen. Auch ein anderer Vergleich hilft bei der Einschätzung der Realität: Nach der Arbeitslosenstatistik ist der Anteil der Akademiker an den Beschäftigungslosen im Verhältnis zu anderen deutlich geringer. Es bleibt also immer noch ein Privileg zu studieren.

Berlins Wissenschaftssenator a.d.

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