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Gesundheit: Die Quittung für Witten

Von George Turner, Wissenschaftssenator a.D.

Der Wissenschaftsrat hat die Privatuniversität WittenHerdecke gehörig abgewatscht: Das Medizin-Studium, das Herzstück der Institution, weise gravierende Mängel in Lehre und Forschung auf. Die Hochschule wird aufgefordert, den Studiengang Humanmedizin völlig neu zu ordnen. Andernfalls droht das Aus.

Damit ist der Einrichtung bescheinigt worden, was Kenner schon immer wussten: Diese Institution, bei der in allen Studiengängen insgesamt rund tausend Studierende eingeschrieben sind, ist alles andere als ein Vorbild für die staatlichen Hochschulen. Als solches hat sie vor allem ihr erster Präsident, Konrad Schily, hochzujubeln versucht. Dabei gab es von Anfang an Ungereimtheiten. Dem Versprechen, keine staatlichen Mittel in Anspruch zu nehmen, folgten Anträge an das Land Nordrhein-Westfalen um Zuschüsse; die Ankündigung, alles günstiger zu machen als Staatsuniversitäten, wurde widerlegt – die Studierenden in Witten-Herdecke sind teurer als anderswo.

Witten-Herdecke ist kein Einzelfall. Der Stifterverband hat eine Bewertung der privaten Hochschulen vorgenommen. Die meisten sind demnach Mini-Einrichtungen, was das Fächerspektrum und die Studierendenzahl angeht. Viele haben unausgereifte Konzepte; auffällig ist bei den meisten das nahezu völlige Fehlen von Forschungsaktivitäten. Und die finanziellen Grundlagen sind nur selten dauerhaft gesichert. Besonders weit klaffen Anspruch und Wirklichkeit bei der so genannten International University in Bruchsal auseinander, einer Einrichtung mit rund 300 Studierenden. Mit dem Stuttgarter Institute of Management and Technologie (SIMT) hat eine Privatuni ihren Hochschulstatus bereits wieder verloren.

Auf gutem Weg hingegen scheint die International University Bremen mit Natur-, Ingenieur- und Geisteswissenschaften zu sein. Von Qualität und Ansehen vergleichbar hoch einzuordnen sind wohl die Wissenschaftliche Hochschule für Unternehmensführung, Vallendar, und die Bucerius Law School, Hamburg.

In Berlin ist man seit Jahren gespannt, ob die bei der pompösen Eröffnung der European School of Management and Technology (ESMT) von den Spitzen aus Staat und Wirtschaft geäußerten hohen Ansprüche eingelöst werden. Zu wünschen wäre es; sonst gibt es auch dort eine Quittung wie in Witten-Herdecke. Zweifel sind angebracht, nicht zuletzt, weil der Präsident, mit großen Erwartungen und Hoffnungen ins Amt geholt, dies nach kurzer Zeit bereits wieder aufgibt.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schreiben: g.turner@tagesspiegel.de

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