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Zu diesem Zeitpunkt wirkte die Schmerztablette bei Marco Reus (l.) schon. Den Zehenbruch hatte sich der Gladbacher schon zu Beginn des Spiels zugezogen.

© dapd

Dr. Dollas Diagnose (38): Kleiner Zeh, große Wirkung?

Marco Reus hat sich im Derby gegen Köln den kleinen Zeh gebrochen. Trotzdem spielte er 80 Minuten damit weiter und soll auch im nächsten Spiel gegen Dortmund wieder auflaufen. Wie kann das gehen?

Borussia Mönchengladbachs Nationalspieler Marco Reus hat beim Derbysieg (3:0 über Köln) 80 Minuten lang mit einem Bruch des kleinen Zehs am linken Fuß gespielt, wie sich hinterher herausstellte. Zunächst war man von einer Prellung ausgegangen, weshalb ihm an der Seitenlinie eine Schmerztablette gegeben worden war. Nach dem Spiel wurde der Fuß gründlich untersucht, wobei sich die Prellung als Bruch herausstellte. Wie schwerwiegend ist ein Zehenbruch?

Der Zehenbruch ist eine Fraktur, die oft Folge einer Gewalteinwirkung ist. Die Ursache beim Fußball ist häufig der Tritt des Gegners im Zweikampf auf den Vorfuß. Sicherlich kennen aber auch viele den Schmerz, der entsteht, wenn man gegen eine Schrankkante mit dem kleinen Zeh prallt.

Bei der Fraktur kommt es zu einer Unterbrechung der Knochenkontinuität. Es sind Fragmente vorhanden, die auch verschoben (disloziert) sein können. Neben dem Schmerz, der in Ruhe und zunehmend bei Bewegung auftritt, kommt es auch zu einer Schwellung mit Rötung und zu einem Bluterguss (Hämatom). Ein sicheres Zeichen eines Knochenbruchs ist das Knirschen (Krepitieren) am Bruch sowie eine Stufenbildung oder Achsenfehlstellung des Zehs. Ein Röntgenbild bestätigt die Diagnose.

Die Behandlung ist konservativ. Ist der Zeh nicht in einer achsengerechten Stellung, wird er in seiner Achse wiederhergestellt (reponiert). Anschließend wird der Zeh mit einem Dachziegelpflasterverband versorgt, oder der verletzte Zeh wird am benachbarten Zeh mit einem Tape fixiert. Besonders zu Beginn der Verletzung ist Hochlagerung und Kühlung empfehlenswert.

Bei starken Schmerzen kann ein Vorfuß-Entlastungsschuh getragen werden. Dabei wird der Vorfuß beim Gehen entlastet. Nach vier bis sechs Wochen kommt es zu einer ausreichenden knöchernen Konsolidierung, die Schmerzen bei Belastung sind wesentlich reduziert.

Dr. Thorsten Dolla, Sportmediziner und Tagesspiegel-Experte.
Dr. Thorsten Dolla, Sportmediziner und Tagesspiegel-Experte.

© promo

Da ein Bundesligaspieler wie Reus nicht vier Wochen lang ausfallen sollte, wird vor der sportlichen Belastung (Bundesligaspiel) eine schmerzstillende Spritze in den Zeh gegeben. Damit könnte man schmerzfrei bis zu zwei Stunden Fußball spielen. Für Hobbysportler ist eine solche Vorgehensweise allerdings nicht empfehlenswert.

Der Berliner Orthopäde Dr. Thorsten Dolla, 48, ist seit vielen Jahren in der Sportmedizin tätig. Er war Mannschaftsarzt bei Hertha BSC, beim 1. FC Union und dem Footballteam Berlin Thunder. Beim ISTAF war er bis 2009 leitender Arzt und ist heute Ringarzt beim Boxen. Für Tagesspiegel.de schreibt er regelmäßig über Sportverletzungen und ihre Folgen.

Aufgezeichnet von Michael Rosentritt

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