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Gesundheit: "Frauen an deutschen Hochschulen": Sechs Millionen für die Frauen

Der Fortschritt ist eine Schnecke, gerade was das Thema "Frauen an deutschen Hochschulen" angeht. Aber vielleicht wird die Schnecke in Berlin ab 2001 etwas schneller kriechen: Der Berliner Senat hat nämlich gestern ein "Programm zur Förderung der Chancengleichheit von Frauen in Forschung und Lehre" beschlossen, das, mit einem Finanzvolumen von insgesamt sechs Millionen Mark jährlich, die Lage von Frauen an den Hochschulen verbessern soll.

Der Fortschritt ist eine Schnecke, gerade was das Thema "Frauen an deutschen Hochschulen" angeht. Aber vielleicht wird die Schnecke in Berlin ab 2001 etwas schneller kriechen: Der Berliner Senat hat nämlich gestern ein "Programm zur Förderung der Chancengleichheit von Frauen in Forschung und Lehre" beschlossen, das, mit einem Finanzvolumen von insgesamt sechs Millionen Mark jährlich, die Lage von Frauen an den Hochschulen verbessern soll. "Die Anteile von Frauen sollen in allen wissenschaftlichen Qualifizierungsstufen und bei den jeweiligen Abschlüssen erhöht werden", sagte Arbeitssenatorin Gabriele Schöttler bei der Vorstellung des Programms. "Das gilt insbesondere für die naturwissenschaftlichen und technischen Fächer, wo Frauen stark unterrepräsentiert sind." Außerdem soll das Programm dazu beitragen, die Frauen- und Geschlechterforschung stärker als bisher zu etablieren.

Das Programm ruht auf zwei Säulen: Vier Millionen Mark stehen bereit für Maßnahmen, die die Hochschulen zur gezielten Qualifizierung von Frauen für eine Professur ergreifen. Das heißt, die Hochschulen bewerben sich selbst mit Vorschlägen: Das kann die Einrichtung einer Gastprofessur oder einer Habilitationsstelle betreffen, ein Modellprojekt für weibliche Studierende in den Naturwissenschaften oder ein Lehrangebot im Bereich der Frauen- und Geschlechterforschung. Eine Vergabekommission entscheidet über die Anträge der Hochschulen und kontrolliert auch, wie das Geld tatsächlich eingesetzt wird.

Die zweite Säule bildet ein Stipendienprogramm, für das jährlich zwei Millionen Mark zur Verfügung stehen. Hier können sich einzelne Frauen bewerben und Stipendien erhalten, etwa um eine Promotion oder eine Habilitation fertigzustellen, ein Forschungsvorhaben zu bearbeiten oder um einen umfangreichen Förderungsantrag zu erstellen. Stipendien für die gesamte Dauer einer Promotion sollen bevorzugt an Frauen im Bereich der Ingenieurwissenschaften vergeben werden. Das Programm läuft zunächst über drei Jahre, mit Aussicht auf Verlängerung um weitere drei Jahre.

Woher kommt der plötzliche Geldsegen? Zur Hälfte vom Bund. Der hat nämlich, als Nachfolge des Hochschulsonderprogramms III, vier Bund-Länder-Programme aufgelegt, von denen eines der "Chancengleichheit für Frauen" gewidmet ist. Voraussetzung für die Geldspritze vom Bund ist jedoch, dass sich die Länder mit derselben Summe am Programm beteiligen. Wie jedoch bringt ein armes Land wie Berlin einen solchen Betrag auf? Darüber hat es in den vergangenen Monaten allerhand Kopfzerbrechen in den Verwaltungen für Arbeit und Frauen sowie für Wissenschaft gegeben. Man hat dann, in Absprache mit Vertreterinnen der Hochschulfrauen, beschlossen, zwei Millionen Mark aus dem Etat des bisherigen Berliner Förderprogramms Frauenforschung als Kofinanzierung zur Verfügung zu stellen; die Hochschulen selbst beteiligen sich mit einer weiteren Million, so dass als Berliner Landesanteil drei Millionen Mark eingebracht werden können.

Das neue Programm bedeutet also gleichzeitig das Ende des traditionsreichen Förderprogramms Frauenforschung des Senats von Berlin (FPFF). 1988 eingerichtet, ist das bundesweit einzigartige Programm über die Jahre zu einem wichtigen Standbein für die Frauenforschung geworden, die an den Hochschulen traditionell wenig Raum findet: Hier konnten sich Frauen aus universitären und außeruniversitären Forschungskontexten um Förderung bewerben, sei es für Stipendien, für Projekte oder auch für Infrastrukturmaßnahmen wie Tagungen oder Archivarbeit. Eine Kommission entschied darüber, ob die Anträge wissenschaftlich herausragend und von Relevanz für die Frauenforschung waren; der Etat lag zuletzt bei jährlich drei Million Mark. Die Bandbreite der geförderten Projekte reichte von einem Essay über "Die neue Musikerinnengeneration im China der Gegenwart" über eine Dissertation zu "Frauen in US-amerikanischen Internierungslagern in Deutschland" bis hin zu einer Studie über "Frauen, Umwelt und Lokale Agenda 21".

Die Nachricht, dass es das FPFF in seiner alten Form nicht mehr geben wird, hat in den vergangenen Wochen Unruhe unter Berliner Wissenschaftlerinnen ausgelöst; Protestbriefe gingen bei der Senatorin für Arbeit, Frauen und Soziales, Gabriele Schöttler ein, in deren Verwaltung das Programm angesiedelt ist. Dort betont man jedoch, dass die Ziele des FPFF in das neue Programm eingegangen sind: Nach wie vor können einzelne Frauen mit Projekten aus der Geschlechterforschung gefördert werden. Zusätzlich können die Hochschulen jetzt aber auch Stellen für Frauen einrichten, und eine Naturwissenschaftlerin kann auch dann ein Stipendium bekommen, wenn sie nichts mit Frauenforschung am Hut hat. "Das ist ein insgesamt gutes Paket, das den Wermutstropfen, die Abschaffung des FPFF, kompensiert", meint auch Marianne Kriszio, Frauenbeauftragte der Humboldt-Universität. An ihrer Hochschule soll eine zentrale Geschäftsstelle für das Bund-Länder-Programm eingerichtet werden, wo sich Antragstellerinnen beraten lassen können. Die ersten Bewerbungen werden voraussichtlich im Frühjahr entgegennommen.

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