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Gesundheit: Demenz wird in Bonn erforscht

Die Berliner Institute gehen bei den Wettbewerben leer aus. Gewinner ist die ehemalige Bundeshauptstadt.

Das Nationale Demenzzentrum kommt nach Bonn. Es soll „Helmholtz-Zentrum Bonn – Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen“ heißen und jährlich 40 Millionen Euro vom Bund erhalten. Weitere 20 Millionen Euro werden auf sechs Standorte verteilt, die als besonders profiliert in der Erforschung von Demenzleiden gelten. Diese Entscheidung der Gründungskommission gab Bundesforschungsministerin Annette Schavan gestern in Berlin bekannt. Die Partneranstalten des Demenzzentrums sind demnach Göttingen, München, Tübingen, Magdeburg, Witten und Rostock/Greifswald. Dresden erhält eine Anschubfinanzierung, um künftig Partnerinstitut werden zu können. Berlin, das sich ebenfalls um den Zuschlag für die Großforschungseinrichtung beworben hat, geht leer aus.

Die Kommission sieht in Bonn eine „exzellente Basis in den Klinischen Neurowissenschaften“, wie Schavan erklärt. Sie verweist auf das dortige Universitätsklinikum und die Forschungseinrichtung Caesar, das Kölner Max-Planck-Institut für Alternsforschung sowie das Forschungszentrum Jülich.

Gerd Multhaup, Biochemiker an der FU Berlin und einer der Koordinatoren des Antrags, ist enttäuscht über die Entscheidung. „Wir können in Berlin ein breites Spektrum in Pflege, Klinik und Forschung vorweisen“, sagt er. Multhaup nennt Graduiertenkollegs und DFG-Sonderforschungsbereiche, an denen die Berliner Universitäten zusammen mit der Charité, dem Max-Delbrück-Centrum in Buch sowie dem Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik und dem Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie beteiligt sind.

„Wir sind hier an der FU Berlin gut ausgestattet“, sagt der Forscher, der vor 20 Jahren als erster die Struktur der Amyloid-Plaques entschlüsselte. Das sind Eiweiß-Knäuel, die sich im Gehirn von Alzheimer-Kranken ablagern. Gegenüber den mit Fördergeld reich gesegneten Einrichtungen befürchtet Multhaup nun, beim Kampf um den besten Nachwuchs nicht mehr mithalten zu können.

Auch bei einem anderen großen Wettbewerb ist Berlin gescheitert: Als das Bundesforschungsministerium gestern die 12 Projekte im „Spitzencluster-Wettbewerb“ nannte, die ins Finale gekommen sind, war Berlin nicht dabei. Unter Federführung von Günter Stock, Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, hatte sich ein Berliner Gesundheitsprojekt um bis zu 40 Millionen Euro Bundesförderung beworben.

Zuschüsse vom Bund in Höhe von insgesamt 200 Millionen Euro sollen fünf große Forschungsvorhaben erhalten, in denen Wissenschaft und Wirtschaft eng zusammenarbeiten. Das Berliner Vorhaben zu „Medizintechnologie für den Menschen“ konnte die Jury nicht überzeugen. Für die Endrunde, die bis September entschieden wird, qualifizierte sich das Projekt „Medizintechnik und Gesundheit“ aus Baden-Württemberg. Der Sprecher des Berliner Vorhabens ,Winnetou Sosa, Verwaltungsleiter der Berliner Akademie, bedauerte die Entscheidung. Für das Projekt hätten „46 Millionen Euro Industriegelder“ zur Verfügung gestanden – eine große Leistung und eine große Chance für den Standort. Jetzt müssten die Partner sehen „was wir auch ohne zusätzliches Bundesgeld umsetzen können“.

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