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Gesundheit: Gesundheit und Mobiltelefone: Am bedrohlichsten ist ionisierende Strahlung

Strahlen allenthalben, und meist alle in einem Topf: da gibt es jene aus Nuklearzerfällen, aus Röntgenanlagen, Handy-Relaisstationen, Radargeräten, Mikrowellenherden. Aber die Strahlungsarten unterscheiden sich in Entstehung, Nutzen und Nebenwirkungen so stark, dass sich ein Überblick durchaus einmal lohnt.

Strahlen allenthalben, und meist alle in einem Topf: da gibt es jene aus Nuklearzerfällen, aus Röntgenanlagen, Handy-Relaisstationen, Radargeräten, Mikrowellenherden. Aber die Strahlungsarten unterscheiden sich in Entstehung, Nutzen und Nebenwirkungen so stark, dass sich ein Überblick durchaus einmal lohnt.

Wenn wir versuchen, die Emissionen von der nachgewiesenen, akuten Gefährlichkeit her zu betrachten, steht Alpha- und Betastrahlung aus Kernreaktionen obenan. Dies sind freilich ausgesandte Teilchen. Nur die Gammastrahlung besteht aus elektromagnetischen Wellen, sie ist pure Energie. Die Länge dieser Wellen liegt im Bereich von wenigen billionstel Metern, nur einige kosmische Wellen sind noch kürzer. Mit dieser kurzen Wellenlänge durchdringt Gammastrahlung so gut wie alle Werkstoffe, deshalb wird sie in der Materialforschung eingesetzt, beim Sterilisieren von Gegenständen und in der Medizin zum Abtöten von Krebszellen.

Gefährlich ist die Strahlung wegen ihrer hohen Energie - bis zu 17 Millionen Elektronenvolt (MeV). Dringt ein Gamma-Quant durch Materie, stößt er an die Elektronen der Atome (und / oder Moleküle) und schießt sie durch die Gegend. Die Atome (und Moleküle) verlieren die Ausgewogenheit ihrer Ladung, sie werden zu Ionen und suchen nach Bindungspartnern - das Materialgefüge kann durcheinander geraten. Nur ein starker Gamma-Stoß (Quant) kann gut eine halbe Million von Ionen "produzieren" - verheerend für das Gewebe von Organismen.

Bei der Röntgenstrahlung unterscheidet man je nach Wellenlänge in harte (kurzwellige), mittlere und weiche (langwellige) Röntgenstrahlen, wobei die harten Strahlen im Gamma-Bereich liegen. Nur die austretende Energie ist deutlich geringer, sie liegt im Maximum bei mehreren Hunderttausend Elektronenvolt. Aber auch sie durchdringt Materie und wirkt ionisierend.

Hergestellt werden Röntgenstrahlen in der Kathodenstrahlröhre: Man setzt eine Wolframkathode im Vakuum unter Strom, bis sie glüht. Im Abstand von einigen Zentimetern befindet sich eine Anode. Ist die zwischen Anode und Kathode angelegte Hochspannung groß genug, dann werden Elektronen aus der glühenden Kathode heraus- und zur Anode gelockt, wo sie einschlagen. Dabei geben sie ihre Energie in Form von elektromagnetischen (Röntgen-)Wellen ab.

In Elektronenröhren von Fernsehern und Computer-Monitoren entstehen ebenfalls - aber deutlich weniger - Röntgenwellen. Deshalb wird bei modernen Geräten sehr genau auf die Abschirmung der Röhre geachtet.

Die weiche Röntgenstrahlung geht ins Ultraviolett über. Kurzwelliges UV wirkt noch ionisierend, längere Wellen sind aber nur noch chemisch und biologisch aktiv, man denke nur an einen Sonnenbrand. UV wirkt auf Bakterien giftig, deshalb wird es auch zum Desinfizieren verwendet.

Mit sinkender Frequenz wird das Licht sichtbar - vom Violett über das Blau bis hinunter zum Rot und anschließend zum nicht mehr sichtbaren Infrarot, also zur Wärmestrahlung. Darauf folgen die Radarwellen, die Energie auch ihrer Strahlung wird beim Auftreffen in Form von Wärme frei.

Genutzt wird dieser Wellenbereich (bis zu einer Länge von 60 Zentimetern) auch in Mikrowellenherden. Diese Frequenz wirkt auf die Wasser-Dipolmoleküle ein. Mikrowellen können daher vorrangig jene Organe schädigen, die viel Wasser enthalten - die Augen, zum Beispiel. Daher darf ein solcher Herd nie mit geöffneter Tür arbeiten. Schutzmechanismen und Abschirmungen moderner Geräte stellen das sicher.

Unterhalb dieses Bereiches schließen die Rundfunkwellen an, die kürzeren Wellen - um die sich der aktuelle Streit dreht - werden für den Mobilfunk genutzt, dann absteigend für Fernsehen, UKW-, Kurz-, Mittel- und Langwellenrundfunk. Eine Schädlichkeit dieser Wellen für Organismen konnte bislang nicht nachgewiesen werden - zumindest dann, wenn die Entfernung zum Sendemast mehrere Hundert Meter beträgt.

Die elektromagnetische Intensität, die von innerstädtischen Mobilfunk-Sendemasten ausgeht, ist etwa jener gleich, die seit Jahrzehnten von Fernsehsendern aus einwirkt, sagt Wolf von Reden, Sprecher des Heinrich-Hertz-Instituts für Nachrichtentechnik in Berlin-Charlottenburg. Nur ist eben noch unbekannt, welche Folgen es hat, wenn immer mehr Wellen hinzu kommen. Und demnächst soll auch das digitale Fernsehen großräumig per Antenne ausgestrahlt werden (DVB-T).

Einen Beweis dafür, dass die Nutzung des Mobilfons schädlich ist, konnte bislang niemand vorlegen. Ebenso wenig lässt sich eine langfristige Wirkung völlig ausschließen. Das Zentralnervensystem arbeitet mit Hilfe elektrochemischer Reizleitungen - physikalisch und physiologisch wäre es theoretisch durchaus denkbar, dass es zu Dipol-Effekten, zum "Mitschwingen" mit den Mobilfunkwellen kommen könnte, sagt Wolf von Reden. Auch er sieht noch einen großen Forschungsbedarf.

Gideon Heimann

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