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HeilSTÄTTEN: Vom Dorf zur Krankenhausstadt

„Berlin Alexanderplatz“ gilt als der Großstadtroman der deutschen Literatur. Kaum einer weiß, dass Franz Biberkopf auch einmal am äußersten Rand der Metropole, jottwede, in ärztlicher Behandlung war.

„Berlin Alexanderplatz“ gilt als der Großstadtroman der deutschen Literatur. Kaum einer weiß, dass Franz Biberkopf auch einmal am äußersten Rand der Metropole, jottwede, in ärztlicher Behandlung war. „Die Anstalt Buch liegt ein Stück hinter dem Dorf“, schreibt Alfred Döblin über die III. Irrenanstalt, die aus mehreren kleinen Gebäuden bestand. In einem von ihnen war Döblin selbst um 1900 Assistenzarzt.

Die von Stadtbaurat Ludwig Hoffmann im damals modernen „Pavillonsystem“ errichteten Häuser präsentieren sich über 100 Jahre später mit ihren Klinker- und Natursteinfassaden im besten Licht der Herbstsonne. Gerade wurde die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie modernisiert und erweitert. „Wir sind froh, dass diese jungen Patienten nicht im Trubel des Akutkrankenhauses im Neubau untergebracht sind", sagt Josef Zacher, Orthopäde und Ärztlicher Direktor des Helios-Klinikums Berlin Buch, zu dem die Häuser gehören.

Herzstück von Helios in Buch ist allerdings der 2007 eröffnete, 200 Millionen Euro teure Neubau des Büros TMK, der das Kunststück fertigbringt, trotz imponierender Größe nicht massiv zu wirken. Hier finden sich das Notfallzentrum mit Stroke Unit für die Behandlung akuter Schlaganfälle und das Chest Pain Unit, in das Patienten etwa bei Infarkt-Verdacht kommen, 21 Operationssäle, die Intensiv- und Überwachungsstationen, das Herz- Rhythmus-Zentrum, Zentren für verschiedene Krebserkrankungen, die Geburtshilfe, die Neonatologie und rund 1000 Betten. Praktisch die gesamte Palette moderner Hochleistungs- und „Apparate“-Medizin ist hier versammelt, aus praktischen Gründen unter einem Dach. Im 19. Jahrhundert hingegen diente die weiträumige Verteilung der Patienten auf dem Gelände auch dem Infektionsschutz.

Der Helios-Konzern wollte keine seelenlose Großklinik direkt neben den denkmalgeschützten Schmuckstücken. Die 270 Meter lange Magistrale, auf die der Besucher nach Überqueren des marktplatzartigen Eingangs stößt, ist für Zacher die überdachte Hauptstraße eines geordnet bebauten Dorfes. Entlang der Straße liegen links und rechts fünf Bettenhäuser und ein Operationstrakt, dazwischen je eine glasgedeckte Halle. Ein Farbleitsystem sorgt dafür, dass keiner sich verläuft und die Patientenströme sich verteilen. „Das ist eine besondere Leistung der Architekten. Man merkt kaum, dass hier täglich rund 5000 Menschen aus- und eingehen“, sagt Klinikgeschäftsführer Mate Ivancic.

Schon in den 30er Jahren galt Buch als größte und modernste „Krankenhausstadt“ Europas. Und es hat eine bewegte Geschichte. So kamen ein „Krankenhaus für Regierungsmitglieder und Persönlichkeiten der in der DDR tätigen Parteien“ und die Klinik des Ministeriums für Staatssicherheit hinzu, beide wurden 1990 auf Druck der Bürger dem Klinikum Buch übergeben. Die Robert-Rössle-Klinik für Tumorerkrankungen gehört heute dazu, das Max-Delbrück-Centrum (MDC) ist nicht weit. Nur von dem in Döblins Roman beschriebenen Dorf ist nicht mehr viel übrig. Adelheid Müller-Lissner

HELIOS-KLINIKUM BUCH

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