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Gesundheit: „In Indien ist Solarenergie gefragt“

Klimaexperte Pachauri über internationale Abkommen und Märkte

Als Vorsitzender des Klimabeirats der Vereinten Nationen (IPCC) bringen Sie die wissenschaftlichen Ergebnisse aus der Klimaforschung zusammen. Doch es gibt immer wieder Forscher, Ökonomen und Politiker, die Ihre Berichte anzweifeln.

Das IPCC wurde vor nunmehr 15 Jahren ins Leben gerufen. Wir haben die besten Experten aus aller Welt mobilisiert, die in der Klimaforschung arbeiten. Und ich denke, wir haben inzwischen eine große Glaubwürdigkeit erlangt.

Trotzdem reißt die Kritik nicht ab. Nehmen wir einmal den Anstieg des Meeresspiegels: 1995 ging das IPCC davon aus, dass der Meeresspiegel allein infolge der Erwärmung und Ausdehnung des Wassers um 1,5 bis 2 Millimeter pro Jahr steigt. Heute sieht es eher danach aus, als würde die thermische Ausdehnung der Ozeane lediglich einen Anstieg von 0,5 Millimetern pro Jahr bedingen, während andere Ursachen offenbar eine größere Rolle spielen.

Die Wissenschaft hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass die Computermodelle wegen der fortgeschrittenen Technik immer besser geworden sind. Auch unsere Vorhersagen sind daher im Laufe der Zeit immer zuverlässiger geworden. In einigen Punkten haben wir die Gefahren zunächst etwas überschätzt, in anderen eher unterschätzt.

Zum Beispiel?

Wir denken inzwischen, dass die Temperatur auf der Erde in diesem Jahrhundert im Mittel um 1,5 bis 5,8 Grad Celsius ansteigen wird. Frühere Schätzungen gingen nicht so hoch.

Ende dieses Monats treffen sich die Wissenschaftler zur Weltklimakonferenz in Moskau. Präsident Putin wird die Konferenz eröffnen. Und alle Welt wartet darauf, ob Russland dem Klimaschutzprotokoll von Kyoto nun beitreten wird. Was erwarten Sie?

Das ist schwer zu sagen. Es gab da sehr unterschiedliche Signale. Beim Klimagipfel in Johannesburg kündigten die Russen an, sie würden das KyotoAbkommen ratifizieren. Mir hat man kürzlich gesagt, dass das Dokument inzwischen der Duma vorgelegt worden sei. Ich hoffe, dass Russland bald unterzeichnen wird.

Das Kyoto-Protokoll sieht unter anderem eine enge Zusammenarbeit zwischen den Industrie- und den Entwicklungsländern vor.

Wir müssen schnell solche bilateralen Abkommen treffen, um dem Klimawandel zu begegnen, etwa zwischen Indien und Deutschland.

Welcher Art könnten diese Kooperationen sein?

Indien und Deutschland können gemeinsam Technologien für erneuerbare Energien entwickeln. Das hilft beiden Seiten. Indien hat nicht nur eine gute technologische Expertise, es ist auch ein großer Markt. Vor allem in ländlichen Gegenden gibt es ein großes Potenzial für erneuerbare Energien. Hier ist Solarenergie gefragt oder Windenergie. Es ist auch für die deutsche Industrie gut zu wissen, mit welchen Produkten man diesen Markt betreten kann. Es wäre für beide Seiten wichtig, hier eng zusammenzuarbeiten.

Das Gespräch führte Thomas de Padova bei einer Veranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) im Rahmen der Asien-Pazifik-Wochen in Berlin.

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