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Gesundheit: Keine Forschung diesseits des Rubikons

"Stammzellen: Embryonen als Ersatzteillager?" So lautete das Thema der Diskussion.

"Stammzellen: Embryonen als Ersatzteillager?" So lautete das Thema der Diskussion. Der Bonner Hirnforscher Otmar Wiestler, der Stammzellen aus Israel importieren möchte, protestierte prompt: "Die Stammzellen aus Israel stammen von Embryonen, die bei der künstlichen Befruchtung übrig geblieben sind", sagte er. "Dann wurden sie über fünf Jahre bei Minus 200 Grad tiefgefroren - kein Geburtshelfer der Welt würde je daran denken, diese Embryonen noch in eine Gebärmutter einzusetzen." Deshalb könne man auch nicht von "Tötung" für die Forschung sprechen: "Man kann schließlich nicht etwas töten, was nicht einmal lebensfähig gewesen wäre."

Zum Thema Online Spezial: Die Debatte um die Gentechnik Die Wochenzeitung "Die Zeit", der TV-Sender "Phoenix" und der Deutschlandfunk hatten zu einer Diskussion über Stammzellen eingeladen, die in der Berliner Akademie der Wissenschaften stattfand. Neben Wiestler waren auch die Justizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD), der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Ernst-Ludwig Winnacker, und Ethikratsmitglied Eve-Marie Engels.

Überschreitet die Wissenschaft mit der embryonalen Stammzellforschung den "Rubikon", wie es Bundespräsident Rau formuliert? "Forschung diesseits des Rubikons ist gar nicht möglich", sagte Winnacker. Die Geschichte der Forschung sei eine Geschichte der Tabu-Brüche. Als Beispiele nannte er die Leichenausgrabungen während der Renaissance, später kamen die Provokationen von Darwin und Freud.

Dennoch will auch Winnacker nicht jeden "Tabu-Bruch" mitmachen. Alle in der Runde, auch der DFG-Präsident, sprachen sich gegen das reproduktive und auch das therapeutische Klonen aus. Den italienischen Arzt Severino Antinori, der bereits mehrfach angekündigt hat, Menschen klonen zu wollen, bezeichnete Winnacker als "Scharlatan und Wichtigtuer".

Bundesjustizministerin Däubler-Gmelin ist gegen die Einführung embryonaler Stammzellen. Am 30. Januar wird der Bundestag dazu beraten, am 31. gibt es dann eine Stellungnahme der DFG. Wiestler erwartet, dass der Bundestag den Import befürworten wird. Befürchtungen, dies könne zu einem "Dammbruch" führen, wies er zurück: "Wir haben in Deutschland gar nicht die Expertise, Stammzellen selbst zu gewinnen." Umgekehrt sei man in Israel so geübt, dass man für drei Stammzell-Linien nur fünf Embryonen "verbraucht" hätte.

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