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Gesundheit: Kleine Unis in der Forschung ganz groß Konstanz und Stuttgart

im Urteil der internationalen Wissenschaftler-Elite vorn

Wer hätte Konstanz noch vor München genannt, Bielefeld auf eine Stufe gestellt mit Berlin? Antwort: die internationale Scientific Community, die Deutschlands Hochschulen allein nach dem Forschungsniveau beurteilt. Allein auf diesem Kriterium fußt auch das Ranking, mit dem die Alexander von Humboldt-Stiftung jetzt Deutschlands Top-Adressen der Forschung kürt.

Bekannt ist die Stiftung vor allem im Ausland: Weltweit ködert sie herausragende Nachwuchswissenschaftler, um mit gut dotierten Stipendien in Deutschland zu forschen. Durchschnittlich 15 Monate bleiben die Humboldtianer bei einer Forschungseinrichtung ihrer Wahl. „Ein passender Indikator, um festzustellen, welche Hochschulen auch internationale Strahlkraft in der Forschung besitzen“, meint der Verfasser des Rankings, Wolfgang Holl von der Humboldt-Stiftung.

Die Forscher sind offensichtlich sehr wählerisch: Auf 23 Hochschulen beschränkte sich die Hälfte der 4713 Forscherbesuche der jüngsten fünf Jahre. Abgeschlagen bleiben 254 weitere Institutionen, auf die sich die zweite Hälfte der wissenschaftlichen Gastaufenthalte verteilt.

Prämien als Anreiz

In absoluten Zahlen dominieren eindeutig die großen Traditions-Hochschulen: An der Spitze die Universität und die TU München vor der FU Berlin, Heidelberg und Bonn. Aussagekräftiger ist allerdings der Teil des Rankings, der nach der Größe der Hochschulen gewichtet: Gemessen an der Zahl der Professuren überholt Konstanz Heidelberg und kommt auf Platz eins, Stuttgart behauptet sich auf Platz drei vor der TU München, Ulm liegt auf Platz fünf vor den Berliner Universitäten (FU Berlin: Rang 12; TU Berlin: Rang 15; Humboldt-Universität: Rang 18). Der Spitzenreiter fällt ans Ende der Spitzengruppe zurück: Gerade mal Platz 23 besetzt die Universität München – hinter Bochum, Bielefeld und Marburg.

Dieses Ergebnis sollte auch finanzielle Konsequenzen haben, meint der Präsident der Humboldt-Stiftung, Wolfgang Frühwald. Er fordert die Hochschulen auf, besonders rührige Professoren in der Mittelzuweisung zu belohnen, wenn sie Humboldt-Stipendiaten oder -Preisträger dank internationalem Ruf anwerben. Einige haben den Vorschlag aufgegriffen: Mit bis zu 2500 Euro honoriert die TU Dresden Lehrstühle, die für Humboldtianer attraktiv sind. 10000 Euro pro Jahr zahlt die Universität Regensburg.

Die ostdeutschen Hochschulen sind unter den 23 Top-Adressen allerdings nicht vertreten. „Noch nicht“, prophezeit Ranking-Fachmann Holl: „Bis sich internationale Kooperationen aufgebaut haben, dauert es einfach ein paar Jahre.“ Allerdings bemerkt er „positive Veränderungen“ seit der Startphase ab 1990. Erfolgreich seien im Osten nicht nur die Hochschulen, sondern auch die außeruniversitären Institute. Holl: „Wenn wir uns die einzelnen Fachgebiete anschauen, finden wir zum Beispiel das Max-Planck-Institut für Koloid und Grenzflächenforschung unter den Spitzenreitern für die Chemie, die Universität Leipzig unter den führenden Einrichtungen für Medizin.“

Trostbedürftigen mag ein Blick auf weitere Elite-Programme helfen, das die Humboldt-Stiftung für renommierte Wissenschaftler und den Forschernachwuchs aus aller Welt schuf: der Wolfgang- Paul- und der Sofja Kovalevskaja-Preis. Fünf der Preisträger zog es in den Osten: Nach Dresden, Leipzig und Potsdam. In München forschen auch nur zwei.

Ferdinand Keller

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