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Gesundheit: Meisterliche Hauptschule

Praktisch und kompetent: In einem Modellversuch zeigen Experten Jugendlichen die Berufswelt

Mit zwei großen Problemen haben Hauptschulen bundesweit zu kämpfen: mit der mangelnden Motivation ihrer Schüler und mit der fehlenden Praxisnähe des Unterrichts, die immer wieder von den Ausbildungsbetrieben beklagt wird. Wie sich beide Probleme in den Griff bekommen lassen, zeigt das Berlin-bayerische Projekt „Schulen im gesellschaftlichen Verbund“, dessen Ergebnisse gestern in München vorgestellt wurden.

Drei Jahre lang finanzierte die BMW Group an ihren vier bayerischen Standorten Dingolfing, Landshut, München und Regensburg die kontinuierliche Integration schulexterner Experten in den Unterrichtsalltag benachbarter Hauptschulen. Es wurde ein fester „Praxistag“ eingerichtet, an dem die Schüler in den BMW-Lehrlingswerkstätten unter Anleitung von Meistern Aufgaben zu lösen hatten. Sie sollten beispielsweise Bistrotische anfertigen, Pinwände bauen oder ihren Schulhof gestalten. Je nach Thema wurden nicht nur BMW-Fachleute, sondern auch Experten aus anderen Berufssparten hinzu gezogen. Zudem gab es eine enge Kooperation zwischen den Lehrern und den so genannten Dritten bis hin zum Team-Teaching.

Mit der wissenschaftlichen Begleitung des Projektes beauftragte BMW den Erziehungswissenschaftler Dieter Lenzen, der das Projekt auch nach seiner Wahl zum Präsidenten der Freien Universität weiter betreute. Lenzen präsentierte die Resultate der Evaluation zusammen mit der bayerischen Kultusministerin Monika Hohlmeier und dem Leiter der BMW-Konzernkommunikation Richard Gaul.

Im Vordergrund des Projekts stand das Ziel, den Schülern Schlüsselqualifikationen wie Kooperations- und Problemlösungsfähigkeit zu vermitteln. Darüber hinaus sollte die Beschäftigung mit einem konkreten Produkt in der Umgebung eines „echten“ Betriebes dazu führen, das Interesse der Schüler zu wecken, ihre Motivation zu erhöhen und ihnen möglicherweise sogar die Berufsfindung zu erleichtern.

Nach drei Schuljahren wird das Projekt von Schülern, Lehrern und den externen Experten als durchweg positiv bewertet. Über 90 Prozent der Schüler sagten aus, dass sie eine realistischere Einstellung zur Arbeitswelt gewonnen hätten. Die „schulische Hilflosigkeit“ war zurückgegangen, die Jugendlichen gaben an, jetzt positiver in die Zukunft zu blicken. „Sie gewinnen Selbstvertrauen“, steht für Lenzen fest.

Darüber hinaus resümieren die Wissenschaftler nach den Befragungen aller Beteiligten, dass sich die Berufsorientierung, Kooperationsfähigkeit, die Fachleistungen und Lernstrategien der Schüler wie erhofft bedeutend verbessert hatten.

Bayerns Kultusministerin Monika Hohlmeier sieht in den Ergebnissen der FU-Studie wichtige Impulse für die Weiterentwicklung der Hauptschule: „In Zukunft wird es immer häufiger zum Schulalltag dazugehören, Meister in die Schule zu holen und Schüler an Praxistagen in außerschulische Werkstätten und Betriebe zu bringen“, kündigte Hohlmeier an. Der neue Lehrplan der Hauptschulen werde mehr Möglichkeiten für eine engere Zusammenarbeit mit den Betrieben bieten. Damit ist Bayern auf dem selben Weg wie Berlin mit seinem neuen Schulgesetz.

Das Projekt „Schulen im gesellschaftlichen Verbund“ geht auf das Berliner Konzept „KidS – Kreativität in die Schulen“ zurück, das von der Leiterin der Kreuzberger Ferdinand-Freiligrath-Hauptschule, Hildburg Kagerer, federführend entwickelt wurde. Auch ihre Schule wurde jahrelang von BMW unterstützt, bevor die Senatsverwaltung für Bildung der Freiligrath-Schule einen Modellversuch genehmigte, der weit über das bayerische Projekt hinausgeht.

Denn an der Freiligrath-Schule gestalten die „Dritten“ den Unterricht wesentlich stärker mit als in Bayern. Zudem findet etwa die Hälfte des Unterrichts nicht mehr im Klassenverband statt sondern in so genannten Arenen mit Schwerpunkten wie Theater, Medien, Wirtschaft oder bildende Kunst. Der wissenschaftliche Abschlussbericht für Kagerers Schule steht allerdings noch aus.

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