zum Hauptinhalt

Gesundheit: Neugier auf den Islam

Wenige Wochen nach den Anschlägen in den USA beginnt mit dem neuen Semester auch an Berlins Hochschulen die Debatte über den Terror. In Seminaren und Vorlesungen sprechen Professoren und Studenten über den Islam, die USA oder Osama bin Laden und natürlich über Ängste vor der Zukunft.

Wenige Wochen nach den Anschlägen in den USA beginnt mit dem neuen Semester auch an Berlins Hochschulen die Debatte über den Terror. In Seminaren und Vorlesungen sprechen Professoren und Studenten über den Islam, die USA oder Osama bin Laden und natürlich über Ängste vor der Zukunft. Welche Auswirkungen hat der 11. September auf die Wissenschaft, was bedeutet er für die globale Sicherheit? Das sind nur einige Fragen, die diskutiert werden. "Wir müssen uns jetzt mit dem Terror beschäftigen", meint Dozent Amr Hamzawy, von der Freien Universität (FU). "Die Universitäten haben die Pflicht, diesen Schrecken zu reflektieren", so der Orient-Experte. Das empfinden die Studenten auch so.

Darum drängen sie jetzt in Seminare zum Nahen Osten, dem Islam oder Religionskonflikten. Die FU-Arbeitsstelle Vorderer Orient am Otto-Suhr-Institut (OSI) verzeichnet einen rasanten Anstieg der Studentenzahlen. Gleiches gilt für die Humboldt-Universität. Zulauf finden hier vor allem Seminare, die sich mit der Außenpolitik der USA beschäftigen, sagt Kerstin Deller, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für internationale Politik.

Besonders die Erstsemester wollen ihre Interessen im Politikstudium, die zuvor Wirtschaft oder Geschichte galten, jetzt auf internationale Dienste und Außenpolitik verschieben. Diesen Trend hat jedenfalls der Vorsitzende der Lehrplanungskommission am OSI, Peter Grottian, ausgemacht.

Das Studenten-Interesse bekommt ebenso der FU-Fachbereich für Geschichts- und Kulturwissenschaften zu spüren. "Die Einführungvorlesung war rappelvoll", bestätigt Dekan Hartmut Kühne. Die Studenten hätten teilweise auf dem Boden sitzen müssen - eine Regel an vielen FU-Instituten, an Kühnes Fachbereich allerdings bisher die Ausnahme. Allerdings gibt es auch skeptische Stimmen. So glaubt Kerstin Deller nicht daran, dass der Ansturm auf die Seminare, die sich mit dem Terror beschäftigen, anhält: "Das ist eine Erscheinung, die sich wieder abschwächen dürfte, sobald das Thema nicht mehr so präsent ist." Andere Studenten wünschen sich eine differenzierte Debatte. "Wir brauchen hier nicht Tagespolitik durchzuhecheln", sagt eine Politik-Studentin. Man solle sich dem Thema "wissenschaftlich nähern". Die Universitäten planen Ringvorlesungen zum Terror und seinen Auswirkungen.

Das Auswärtige Amt und die FU planen eine Konferenz über den Terrorismus am 2./3. November. 42 Staaten sollen vertreten sein - durch Diplomaten aus Mittel- und Osteuropa, Zentralasien, China, aber auch durch Studenten, die die Rolle der teilnehmenden Staaten übernehmen (Kosten 30 Mark, Veranstaltungsort: Henry Ford Bau, Garystraße 35; 9 bis 19 Uhr).

Gregor Haake

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false