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Gesundheit: Nur Augen für die Sterne

Mit dem Blick zum Himmel beginnt die Leidenschaft für die Forschung – Astronomentreffen in Berlin

„Die Astronomie ist so etwas wie eine Einstiegsdroge in die Naturwissenschaften“, sagt Erwin Sedlmayr, Vorsitzender der Astronomischen Gesellschaft. Und wie alle Drogen, ist auch sie nicht leicht zu beschaffen. Sie ist sozusagen illegal: In der Schule ist Astronomie kein eigenständiges Unterrichtsfach. Und an der Universität ist der Griff zu den Sternen in der Regel nur über die Hintertür, das Studium der Physik, möglich.

Beim Jahrestreffen der Astronomischen Gesellschaft in Berlin wurde am Dienstag mit Michael Winkhaus ein echter Dealer geehrt. Der Lehrer aus Wuppertal hat Schüler der gymnasialen Oberstufe in einem Projekt zu nächtlichen Himmelsbeobachtungen verführt. Mit einer selbst gebauten Apparatur fingen die Schüler das Funkeln der Sterne ein – und waren begeistert, was sie aus dem Licht alles über die Sterne erfahren konnten. Unter anderem gelang es ihnen, jeden einzelnen Stern der richtigen Familie zuzuordnen.

Ralf Klessen ist der Astronomie schon länger verfallen. Seit diesem Jahr leitet er eine Nachwuchs-Forschergruppe am Astrophysikalischen Institut in Potsdam. Bei der Konferenz in Berlin stellte er dem internationalen Fachpublikum seine neusten Ergebnisse darüber vor, wie Sterne in riesigen molekularen Wolken geboren werden, Wolken, die die 10 000-fache Masse der Sonne bergen.

Die Gaswolken zerfallen in kleinere Fragmente, was Klessen zufolge auf turbulente Strömungen zurückzuführen ist, die die Wolken durchziehen. Die Fragmente fallen dann unter ihrem eigenen Gewicht in sich zusammen. Das Gas verdichtet sich zu einem, öfter noch gleich zu mehreren Sternen.

Während Klessen den Nachwuchspreis der Astronomischen Gesellschaft erhielt, ging die höchste Auszeichnung, die Karl-Schwarzschild-Medaille, in diesem Jahr an den amerikanischen Nobelpreisträger Charles H. Townes, den Erfinder des Lasers.

Townes sieht im All die gleichen Prozesse am Werk, mit denen sich die intensiven, einfarbigen Strahlen des Lasergeräts erzeugen lassen. Im Kosmos gebe es jede Menge natürliche Laser, sagte er. Es sind Molekülwolken, die, vom Licht der Sterne angeleuchtet, zur Aussendung sehr intensiver Lichtstrahlen angeregt werden. Mit 87 Jahren ist Townes immer noch in der Forschung aktiv. Die Droge Astronomie hat ihm nicht geschadet. tdp

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