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Gesundheit: PA - der Karrierefaktor: "Hasten Sie nicht zum Klo!"

Studenten, die heutzutage Karriere machen wollen, müssen vor allem eins sein: schnell. Studienbeginn mit 18 Jahren, mit 20 die eigene Firma und zwei Jahre später im Vorstand eines Weltkonzerns: Das ist der Königsweg zum Club der Reichen, Schönen und Mächtigen - wenn man einschlägigen Magazinen glaubt.

Studenten, die heutzutage Karriere machen wollen, müssen vor allem eins sein: schnell. Studienbeginn mit 18 Jahren, mit 20 die eigene Firma und zwei Jahre später im Vorstand eines Weltkonzerns: Das ist der Königsweg zum Club der Reichen, Schönen und Mächtigen - wenn man einschlägigen Magazinen glaubt. Um nicht frühzeitig von der Karriereleiter zu fallen, tut professioneller Rat Not. Zum Glück gibt es Menschen wie die Unternehmensberaterin Hedwig Kellner. Die weiß: "Im Arbeitsleben gelten die Regeln des Fair Play nicht", und sie gibt Tipps, wie man sich mit gezieltem Foulspiel in die Chefetagen vortritt, ohne vorzeitig vom Arbeitsplatz gestellt zu werden.

Der neueste Ratgeber aus dem Hause Kellner heißt "PA - Der Karrierefaktor". PA ist die Abkürzung für "Positive Aggression", zu deutsch: Sei ein Schwein, aber verheimliche es vor den Kollegen. Das allein ist noch nicht sonderlich originell, denn diese Strategie haben von Nebukadnezar dem Zweiten bis Bill Gates alle erfolgreichen Männer und Frauen der Weltgeschichte angewandt. Hat Kellner auch Neues zu bieten?

Der Zweck heiligt bekanntlich die Mittel, deshalb seien der Autorin kleinere Widersprüche ("Auf keinen Fall dürfen Sie Kumpanei suchen!", Seite 19, "Kumpeln Sie mit!", Seite 61) und die Mischung aus Darwin, Freud, Konrad Lorenz und Küchenpsychologie ("Machtphobie bei Männern kann die Folge einer männerfeindlichen Erziehung sein") verziehen. Erfolg im Beruf, lernt der Leser, hängt vor allem vom erfolgreichen Aufstellen und Analysieren, von Checklisten und Aktionsplänen ab. "Führen Sie eine Liste von Schwachen! Welche ständigen Signale von Unterlegenheit senden sie aus?", fordert die Autorin. Gleiches gilt für Hoffnungs- und Leistungsträger, für mögliche Konkurrenten und Konflikte, das Beziehungsgeflecht in der Abteilung sowie Luxusartikel, die der Karrierist schnell besitzen will. Arbeitstagebücher über Ziele, die in den nächsten vier Tagen und Jahren erreicht werden sollen, Psycho-Tests zum eigenen Aggressionspotenzial, Stimm- und Lächeltraining gehören zum unerlässlichen Instrumentarium jedes potenziellen DaimlerChrysler-Chefs. Außerdem gibt Kellner Tipps wie: "Hasten Sie nicht zum Klo!". Das könnte als Zeitdruck, sprich: mangelndes Zeitmanagement, ausgelegt werden - Beförderung ausgeschlossen. Nebukadnezar und Bill Gates wären sicher froh über diese Ratschläge gewesen.

Zwei Fragen beantwortet Hedwig Kellner jedoch nicht. Sie verschweigt, wie man neben Listenverwaltung und Lächelkursen noch zum Arbeiten kommt. Und sie verrät nicht, was zu tun ist, wenn die "Personen-die-ich-künftig-schneiden-will-Liste" mit der "Personen-denen-ich-künftig-zulächele-Liste" verwechselt und statt des Chefs die Putzfrau gegrüßt wird.

Designer-Lampe oder entspannter Sex? - Kellners Kriterium für Erfolg und Nicht-Erfolg. Wer sich für die Designer-Lampe entscheidet, sollte dringend in dieses Buch investieren.

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