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Gesundheit: Warum haben Babys mehr Knochen?

Wir fangen schon im Mutterleib an zu verknöchern. Einige Knochen gehen direkt aus dem embryonalen Bindegewebe hervor.

Wir fangen schon im Mutterleib an zu verknöchern. Einige Knochen gehen direkt aus dem embryonalen Bindegewebe hervor. Zum Beispiel das Schlüsselbein. Sein Mittelstück ist unser erster Knochen überhaupt, es entsteht schon am Ende der sechsten Schwangerschaftswoche. Andere Knochen, etwa die langen Arm- und Beinknochen oder die Gehörknöchelchen, entwickeln sich nach und nach aus Knorpel. So starten wir zunächst mit vielen knorpeligen Ersatzknochen. Die eigentliche Knochensubstanz, vor allem Kalziumphosphat, bildet sich erst später.

Bei der Geburt ist unser Skelett an vielen Stellen noch nicht mineralisiert. Der Schädel ist noch formbar. Das ist wichtig, weil der große Kopf des Kindes auf dem Weg durch den Geburtskanal starken Kräften ausgesetzt ist. Das mütterliche Becken ist eng. Die Schädelknochen können sich jedoch gegeneinander verschieben. Zwischen ihnen gibt es unverknöcherte Bereiche, die späteren Schädelnähte. Wo mehrere Knochen aneinander stoßen, klaffen auch größere Lücken, die sechs Fontanellen. Sie schließen sich erst in den beiden ersten Lebensjahren.

„Knochen bilden sich aus vielen Teilen oder Kernen, die mit der Zeit fusionieren“, sagt Dieter Felsenberg, Leiter des Zentrums für Muskel- und Knochenforschung der Berliner Charité. „Dadurch vermindert sich ihre Zahl.“ Von den gut 350 Babyknochen bleiben dem Erwachsenen noch zirka 220. So bestehen die sieben Hals-, zwölf Brust- und fünf Lendenwirbel unserer Wirbelsäule zunächst aus je drei bis fünf Kernen, ehe diese miteinander verschmelzen.

Das Knochenwachstum erfolgt in Schüben. Jungen haben Wachstumsschübe im Alter von 12 bis 15 Jahren. Dann werden sie unbeholfener, stürzen signifikant häufiger und brechen sich was, weil die Muskeln die größeren Knochen noch nicht so koordiniert bewegen können.

Bei pubertierenden Mädchen vermehrt sich die Knochenmasse recht plötzlich um 20 bis 25 Prozent. Sie legen damit ein Depot für ihre fruchtbaren Jahre und eventuelle Schwangerschaften an. Der Vorrat wird erst in den Wechseljahren wieder abgebaut. Dann verlieren Frauen zum Teil fünf bis sieben Prozent ihrer Knochenmasse pro Jahr, ihre Knochen sind weniger fest.

Knochen verändern sich ohnehin laufend. Wirken große Muskelkräfte auf sie, bauen sich Knochen auf, bei geringer Belastung verlieren sie ihre Stabilität. „Wer seine Muskeln vernachlässigt, vernachlässigt auch seine Knochen“, sagt Felsenberg.

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