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Gesundheit: Warum übertragen Mücken kein Aids?

Mitte der 80er Jahre kam es in Belle Glade in Florida zu ungewöhnlich vielen Aidserkrankungen. Einige Wissenschaftler vermuteten damals, Insekten könnten die unheilbare Immunschwächekrankheit übertragen.

Mitte der 80er Jahre kam es in Belle Glade in Florida zu ungewöhnlich vielen Aidserkrankungen. Einige Wissenschaftler vermuteten damals, Insekten könnten die unheilbare Immunschwächekrankheit übertragen. Denn in der Region wimmelte es von Stechmücken. Nachforschungen ergaben dann, dass Kinder und Senioren nicht betroffen waren, die Promiskuität in der Gegend aber hoch war. Das HI-Virus wurde beim Sex weitergegeben.

Bis heute gibt es keine Hinweise darauf, dass Stechmücken Aids übertragen können, obschon sie viele Erreger an den Menschen weitergeben. Alle 30 Sekunden stirbt irgendwo auf der Erde ein Mensch an einer von Mücken übertragenen Krankheit: an Malaria oder Gelbfieber, an West-Nil- oder Denguefieber.

Malaria zum Beispiel wird erst durch einige Anopheles-Arten zu einer wirklichen Gefahr. Die mit dem Blut aufgenommen Krankheitserreger, die Plasmodien, vermehren sich prächtig im Körper der Mücken. Sie gedeihen in der Mitteldarmwand der Insekten und dringen von dort in mehreren Entwicklungsschritten in andere Bereiche des Körpers vor. Das Insekt ist schließlich voll davon.

Ähnlich verhält es sich mit dem West-Nil-Virus. „In einem einzigen Mückenbeinchen kann man 100 000 West-Nil-Viren finden“, sagt Georg Pauli, Leiter des Zentrums für biologische Sicherheit am Robert-Koch-Institut in Berlin. Sticht die Mücke zu, injiziert sie den Erreger über ihre Speicheldrüsen in die Wunde. Doch beim HI-Virus liegt die Sache anders. „Es kann sich nicht in der Mücke vermehren“, sagt der Virologe. Wenn die Mücke ihre Nahrung, das Blut, abbaut, überlebt das empfindliche Virus nicht. „Es wird im Magen-Darm-Trakt verdaut.“

Das HI-Virus findet in der Mücke keine geeigneten Wirtszellen. Es ist hochgradig an den Menschen angepasst. Seine Hülle entsteht aus der Membran menschlicher Zellen, und die viralen Eiweißmoleküle in dieser Hülle können wiederum nur an menschliche Zellen andocken. Sie sind auf Wirtszellen angewiesen, die CD4-Rezeptoren tragen. Solche Anlegestellen haben vor allem Lymphozythen, die beim Menschen für die Immunabwehr zuständig sind.

Die CD4-Rezeptoren sind speziesspezifisch, die menschlichen Rezeptoren unterscheiden sich von denen des Hundes oder der Katze. Dem Virus sind auch Übertragungswege über Mücken versperrt. Die Sorge, durch die kleinen Quälgeister mit Aids infiziert zu werden, bleibt uns im Sommer erspart.

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