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Gesundheit: Was tun, wenn der Kopf anschwillt? Ein Ratgeber für Doktoranden

Es ist immer gut, wenn sich Autoren, die Ratgeber schreiben, an ihre Leidenserfahrungen erinnern. Helga Knigge-Illner, psychologische Beraterin an der Freien Universität, beginnt ihr Buch „Der Weg zum Doktortitel" mit dem tröstlichen Eingeständnis: „Ich habe das Leiden des Doktoranden am eigenen Leibe erfahren.

Es ist immer gut, wenn sich Autoren, die Ratgeber schreiben, an ihre Leidenserfahrungen erinnern. Helga Knigge-Illner, psychologische Beraterin an der Freien Universität, beginnt ihr Buch „Der Weg zum Doktortitel" mit dem tröstlichen Eingeständnis: „Ich habe das Leiden des Doktoranden am eigenen Leibe erfahren." Schreibblockaden. Zweifel an der eigenen Intelligenz, ein Beinahe-Abbruch nach einem Jahr völliger Desorientierung, allergische Reaktionen, bei denen ihr „Kopf furchtbar anschwoll" – all diese Doktor-Symptome kennt die Psychologin aus eigener Erfahrung, und so glaubt man es ihr, wenn sie den Doktoranden sagt: „Diese Probleme sind ganz normal."

Probleme als Normalzustand? Damit müssen sich die Nachwuchswissenschaftler offenbar abfinden, denn bestimmte Belastungsfaktoren sind in den Jahren einer Doktorarbeit einfach nicht auszuschließen. Zum einen ist der Doktorand mehr oder weniger ein Einzelkämpfer: Er will schließlich seine Ideen entwickeln, will seinen Ansprüchen gerecht werden, will seine Arbeit schreiben. Die Selbstzweifel, Ängste, Unsicherheiten sind „die Kehrseite der Freiheit". Darum sollte der Doktorand sich früh genug darum bemühen, in Austausch mit anderen zu treten, also Arbeitsgruppen besuchen oder eine solche selbst gründen.

Problematisch ist in vielen Fällen aber auch das Verhältnis zum Doktorvater. „Es ist fast immer eine Geschichte, die von Liebe und Enttäuschung, ernüchternder Erkenntnis und Ablösung geprägt ist und zu dramatischen – äußeren oder inneren – Kämpfen führt.“ Durch ein autoritäres Meister-Schüler-Verhältnis könne die „geistige Freiheit des Doktoranden empfindlich eingeschränkt" werden. Auf der einen Seite will man den Doktorvater als Vorbild nicht enttäuschen, will sich seinen – hohen – Ansprüchen anpassen und hat demzufolge Angst, eben diesen Ansprüchen nicht zu genügen. Auf der anderen Seite steht der Wunsch nach Emanzipation. Auch hier hilft der Austausch. „Wer eine realistische Einschätzung der eigenen Kompetenz entwickeln und ein stabiles Ich-Gefühl aufbauen will, kommt nicht darum herum, sich auf die Auseinandersetzung mit anderen Vertretern der Wissenschaft einzulassen.“

Eine längere Beziehung

Und dann ist eines Tages geschafft. Ein neues Kapitel in der Forschung, aber auch ein neues Kapitel in einem selbst hat sich geöffnet. Auch wenn es vielen nicht bewusst ist – „sich auf die Dissertation einzulassen, bedeutet letztendlich, eine längere Beziehung einzugehen, in der Sie sich nicht nur mit ihrem Projekt, sondern auch mit sich selbst auseinandersetzen müssen. Sie treten damit nämlich zugleich in einen Entwicklungsprozess ein, in dem Sie Ihre Kräfte messen, dabei die Möglichkeiten und Grenzen Ihrer Fähigkeiten erfahren und ein neues Selbstbewusstsein ausbilden werden." Dies muss gefeiert werden, sagt die Psychologin und hebt mahnend den Zeigefinger gegen jene, die nie zufrieden sind. Fehler finde man immer, doch nach dieser anstrengenden Zeit sei es absolut notwendig, „nicht die Fehler, sondern die Leistung selbst in den Mittelpunkt zu rücken". Prost. Tom Heithoff

Helga Knigge-Illner: „Der Weg zum Doktortitel", Campus Verlag 2002, 204 Seiten, 15, 90 Euro.

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