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Gesundheit: Weg vom Biedermeier-Image

Die Berlinerin Claudia Lux wird Präsidentin des Weltverbandes der Bibliotheken

Wenn sich vom 14. bis 18. August Bibliothekare aus aller Welt in Oslo zur Jahrestagung des Internationalen Verbandes der bibliothekarischen Vereine und Institutionen treffen (International Federation of Library Associations and Institutions, IFLA), werden ein neuer Präsident und eine neue Vizepräsidentin ihre Ämter übernehmen: Alex Byrne von der University of Technology in Sydney und Claudia Lux von der Zentral- und Landesbibliothek in Berlin. In zwei Jahren wird Claudia Lux die Präsidentschaft bis zum Jahr 2009 übernehmen.

Was es bedeutet, einem Weltverband vorzustehen, lässt sich an dem Wahlverfahren ablesen: An der Wahl der künftigen Präsidentin beteiligen sich mehr als 1500 Mitgliederverbände und Institutionen aus 150 Ländern. Claudia Lux gewann mit einer überwältigenden Mehrheit von 1094 Stimmen gegen den Spanier Cristobal Pasadas Ureña von der Unibibliothek in Granada (330 Stimmen).

Mit welchen Vorstellungen wird die künftige Präsidentin ihr Amt antreten? „Für uns alle wird es ein Großprojekt der Zukunft sein, die Spaltung unserer Gesellschaften nach Zugang zu Wissen, Technik und Information zu verhindern und zu zeigen, dass offene, professionell gemanagte Bibliotheken eine Garantie für Demokratie und Gerechtigkeit in der Welt sind“, sagt Claudia Lux. Sie sieht es als eine ihrer wichtigsten Aufgaben, „den Weltverband zu stärken und in der Öffentlichkeit bekannter zu machen“.

Dafür ließe sich eine Menge tun, meint Claudia Lux: „Bibliotheken werden überall gebraucht, aber die Politik hat deren Potenzial noch nicht erkannt.“ Offenbar komme niemand auf die Idee, Bibliotheken in die Bildungsplanung einzubeziehen. Wenn die Politiker das Lernen an den Schulen modernisieren wollen, werden Computer angeschafft. Warum werde, fragt Claudia Lux, die Betreuung der Geräte nicht den Bibliotheken übertragen, die darin seit langem geübt sind? Vielleicht geistere ja durch die Köpfe der Verantwortlichen immer noch der verträumte Spitzweg-Bibliothekar, der auf seiner hohen Leiter stehend in Folianten blättert. Doch dieses biedermeierliche Image hat der Bibliothekar längst abgelegt. Er ist vielmehr ein Fachmann für die Bereitstellung von Wissen in jeder Form, und er ist mit allen modernen Techniken der Kommunikation vertraut.

Wichtig sei es daher, der Politik zu zeigen, dass Bibliotheken die richtigen Partner für die Bildungspolitik sind, sagt Lux. Ähnliches gelte für soziale Projekte in anderen Verwaltungsbereichen. Auch dort wären die Verantwortlichen gut beraten, wenn sie mit den Bibliotheken schon während der Planung eines Projektes zusammenarbeiteten. „Die Politik kommt von selbst nicht darauf, dass Bibliotheken im gesamten IT-Bereich tätig sind.“

Claudia Lux studierte in Bochum, Berlin und den USA und erwarb ihr Diplom in den Sozialwissenschaften. Sie war als DAAD-Stipendiatin in China und promovierte in Sinologie. Später folgte die Ausbildung zum Höheren Bibliotheksdienst.

Danach war Claudia Lux Fachreferentin für Sinologie in der Ostasienabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin, leitete im Deutschen Bibliotheksinstitut Forschungsprojekte zur Entgeltproblematik und zur Übertragung alter Kataloge in Computerkataloge. Bevor sie 1997 Generaldirektorin der Zentral- und Landesbibliothek (ZLB)wurde, war sie Direktorin der Senatsbibliothek. Die Wahl von Claudia Lux zur künftigen IFLA-Präsidentin hat die Berliner Bibliothek in aller Welt bekannt gemacht.

Claudia Lux ist Vorsitzende des Deutschen Bibliotheksverbandes und wurde 2002 für fünf Jahre zur Vorsitzenden des IFLA-Nationalkomitees gewählt. Wenn sie 2007 ihr Amt als Präsidentin der IFLA antritt, ist sie nach Gustav Hofmann (1958–1963) und Hans-Peter Geh (1985–1991) die dritte Deutsche, die der Weltvereinigung vorsteht.

Die IFLA wurde im Jahr 1927 in Edinburgh gegründet. Sie ist eine politisch neutrale, nicht staatliche Organisation, die weltweit das Bibliothekswesen sowie Bibliotheks- und Informationsdienste fördert. Sie organisiert weltweit Workshops und Seminare, um die berufliche Praxis zu fördern und das Bewusstsein für die wachsende Bedeutung der Bibliotheken im digitalen Zeitalter zu stärken. Dabei arbeitet sie mit anderen nationalen und internationaler Organisationen wie der Unesco zusammen. In Deutschland wird sie durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt. Dabei geht es unter anderem um die Entwicklung des wissenschaftlichen Bibliothekswesens als Bestandteil der Forschungsinfrastruktur.

Anne Strodtmann

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