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Gesundheit: Wie Tabus der Schule schaden

Generalsekretär der Kultusminister will klare Leistungsanforderungen

Leistung, Elite, hierarchische Strukturen – für Erich Thies sind das drei große Tabus, die mit schuld sind am schlechten Abschneiden der deutschen Schulen beim PisaTest. In keinem anderen Land hätten diese Begriffe jahrzehntelang solche Berührungsängste ausgelöst wie in Deutschland, sagte der Generalsekretär der Kultusministerkonferenz beim „Forum Schulpolitik“ der CDU am Mittwoch in Berlin. Die deutsche Schule sei geprägt von den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs – und den Konsequenzen, die die 68er daraus zogen. Doch selbst in der CDU habe es noch vor zehn Jahren Politiker gegeben, die sich gescheut hätten, Wörter wie Leistung oder Elite in den Mund zu nehmen. „Diese Tabus lösen sich nur sehr allmählich auf“, sagte Thies.

Die Kultusminister hätten in der letzten Zeit jedoch sehr viel in Gang gebracht. Thies nannte etwa den Rechenschaftsbericht zur Bildung, die Anstrengungen, den Schulen mehr Verantwortung zu übertragen und die neuen Bildungsstandards, in denen die Länder klare Leistungsanforderungen definieren. Solche Standards, für die Wissenschaftler an der Humboldt-Universität zurzeit hunderte von Beispiel-Aufgaben ersinnen, sind für Deutschland etwas völlig Neues. „Die Implementierung in den Schulen wird schwierig“, sagte Thies. Auch müssten sich die Standards erst im Alltag bewähren – „man wird auch Standards korrigieren müssen“. Für den Generalsekretär der Kultusministerkonferenz gehört zu einer besseren Schule aber mehr: „Wir werden nicht umhinkommen, mehr Respekt gegenüber der Arbeit von Lehrern zu entwickeln“, sagte er. Doch die Lehrer müssten sich darauf einstellen, auch nachmittags in der Schule präsent zu sein.

Wer soll die Schulpolitik in Deutschland künftig gestalten? „Der Bund hat nicht das Recht, über Schule und Hochschule zu bestimmen“, sagte Thies zum Streit zwischen Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn und den Bundesländern. Als Bulmahn vier Milliarden Euro für Ganztagsschulen auslobte, „hatten die Länder zu schlucken.“ Die Bundesbildungsministerin hat sich für eine Zentralisierung der Bildungskompetenzen auf Bundesebene ausgesprochen. Thies geht jedoch davon aus, dass die Länder ganz im Gegenteil in Zukunft nicht mehr über Schulangelegenheiten in der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK) sprechen wollen. Die Länder wollten die Bildungsplanung in ihre eigenen Hände nehmen.

Sie seien voraussichtlich auch nicht bereit, dem Bund die Finanzierung der Forschung und der überregionalen Forschungsinstitute allein zu überlassen und dafür allein für den Hochschulbau zu sorgen. In den jetzt laufenden Verhandlungen in der Föderalismuskommission werde sich die Einsicht durchsetzen, dass die Länder ohne die Finanzierung des Bundes den Hochschulbau vernachlässigen würden. Die Forschungsfreiheit sei ebenfalls besser geschützt, wenn das Geld für die Forschung aus mehreren Quellen stammt. akü

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