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Gesundheit: „Wir brauchen eine Bildungsexplosion“ McKinsey berät jetzt die Bildung / Wissenschaftler mahnen Reformen für Schulen und Hochschulen an

Von Bärbel Schubert „Wir brauchen keine Reform, wir brauchen eine Bildungsexplosion“, forderte McKinsey-Chef Jürgen Kluge zum Auftakt des Bildungskongresses des Unternehmens am Donnerstagabend in Berlin. Die frühere Bildungsnation sei in allen Bereichen zurückgefallen.

Von Bärbel Schubert

„Wir brauchen keine Reform, wir brauchen eine Bildungsexplosion“, forderte McKinsey-Chef Jürgen Kluge zum Auftakt des Bildungskongresses des Unternehmens am Donnerstagabend in Berlin. Die frühere Bildungsnation sei in allen Bereichen zurückgefallen. Früher sei man aus dem Ausland nach Göttingen gegangen, um Physik zu studieren. Davon könne heute keine Rede mehr sein. Von „Bildungsblamage“ durch die schlechten Resultate im Vergleich mit dem Ausland war die Rede. „Doch Pisa war ein Weckruf für unser Bildungssystem.“

Um von den wichtigen Erkenntnissen nun so schnell wie möglich zur Realisierung zu kommen, hat die Unternehmensberatungsfirma bekannte Wissenschaftler zusammengerufen. In einem Manifest legten Jürgen Mittelstraß, Wolf Singer, Jürgen Baumert und Hans Joas zu der Veranstaltung ihre wichtigsten Forderungen vor, damit das „unzureichende deutsche Bildungssystem“ wieder international an die Spitze kommt. Ihrem Konzept folgend diskutieren zahlreiche Experten heute über die Kernbereiche der Reformen.

Früh investieren

Zu den Hauptforderungen gehört es, die frühe Erziehung im Kindergarten qualifiziert auszubauen. Eine bessere Ausbildung der Erzieher ist dafür eine Voraussetzung. „Früh investieren, anstatt spät reparieren“, forderte Kluge. Als einziges Land bilde Deutschland die Erzieher nicht wie Grundschullehrer aus und bezahle sie auch nicht so. Doch in den frühen Kinderjahren würden die Grundlagen für das spätere Lernen gelegt und wichtige Entwicklungsschritte vollzogen. Daher solle auch die zweite Sprache so früh wie möglich gelernt werden. Um diese Angebote zu verbessern, müssten auch gut betreute mehr Ganztagskindergärten mit vielfältigen Lernangeboten eingerichtet werden – wie in den Nachbarländern längst üblich. Heute würden in Deutschland nur für sieben Prozent der Kinder Ganztagskindergartenplätze angeboten, rechnete Kluge vor.

Studiengebühren für Investitionen

Doch natürlich beschränken sich die Reform- oder „Explosions“-Vorstellungen nicht allein auf den Kindergarten. Schulen und Hochschulen sollen modernisiert werden, die Weiterbildung ausgebaut und die Lehr- und Lernmethoden auf den Prüfstand. Eine konsequente Qualitätsmessung und -sicherung an Schulen wird angestrebt. Doch für den Ausbau braucht man Geld. Kluge setzt bei der Finanzierung eines „milliardenschweren Investitionsprogramms“ für die Hochschulen hauptsächlich auf Studiengebühren – für die „Bildungsprivilegierten“, die es bis dahin geschafft haben.

Auch für die anderen Teile dieses Bildungsprogramms ist die Frage nach möglichen Investoren entscheidend. Auch mag es bei der Problemlösung helfen, Sozial- und Bildungspolitik zusammenzulegen, wie der Soziologe Wolf Lepenies anregte. Dann stünden die umfangreichen Mittel der Sozialpolitik den Investitionen in die Ausbildung der Kinder zur Verfügung. Über die Lösungen darf noch gestritten werden. In einem jedenfalls waren die Kongressteilnehmer mit den Verfassern einig: „Der Reformbedarf im Bereich der Bildung ist in Deutschland größer als in jedem anderen gesellschaftlichen Bereich.“

Das Manifest findet sich in dem Buch „Die Zukunft der Bildung“, Hrg. Nelson Killius

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