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Gesundheit: Wirbel um Diabetespille

Studie: „Avandia“ erhöht Risiko für Herzattacke

Das Diabetes-Präparat „Avandia“ (Wirkstoff Rosiglitazon) erhöht das Risiko für einen Herzinfarkt um 43 Prozent. Das ergab eine Studie, die in der Online-Ausgabe des Fachblatts „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht wurde. Neben der statistisch auffälligen Infarktgefahr fanden die Forscher auch ein möglicherweise erhöhtes Risiko, an einem Herz-Kreislauf-Leiden zu sterben.

Steven Nissen und Kathy Wolski von der Cleveland-Klinik hatten 42 Untersuchungen zusammengefasst und in dieser „Meta-Studie“ nach dem Risiko eines Herzinfarkts oder Herztodes durch „Avandia“ gefahndet. Nach Angaben von Nissen hat ein Diabetiker ein Risiko von 20 Prozent, innerhalb von sieben Jahren eine Herzattacke zu erleiden. Unter Avandia liegt es bei knapp 30 Prozent.

„Patienten und Anbieter sollten ein Potenzial für ernsthafte Nebenwirkungen auf das Herz-Kreislauf-System in Betracht ziehen“, schreiben die Wissenschaftler in ihrer Untersuchung. Allerdings weisen sie auch auf nicht unerhebliche Schwächen ihrer Studie hin. Weil sie sich aus vielen einzelnen und verschiedenartigen Untersuchungen zusammensetzt, kann das Gesamtergebnis verfälscht sein. Zudem waren die Studien nicht speziell auf die Suche nach Herz-Kreislauf-Risiken ausgerichtet.

Auch die Autoren eines Kommentars in der gleichen Zeitschrift sind der Ansicht, dass das Ergebnis zwar auf ein Risiko hindeutet, aber Zufall sein kann. Trotzdem sehen sie angesichts der möglichen Gefahr zum jetzigen Zeitpunkt keinen rechten Grund mehr, das Präparat zu verschreiben. Sie empfehlen Patienten, die sich nun Sorgen machen, mit ihrem Arzt zu sprechen und nicht etwa die Behandlung einfach abzubrechen. „Der Absatz des Präparats dürfte drastisch einbrechen“, prophezeit Bertram Wiedenmann, Spezialist für Stoffwechselkrankheiten an der Berliner Charité.

Avandia ist seit 1999 zugelassen und wird weltweit zwei Millionen Patienten verordnet. Der Jahresumsatz mit dem Präparat (Hersteller: GSK) liegt bei drei Milliarden Dollar. Der Aktienkurs von GSK sank um rund acht Prozent.

Zugleich geriet die US-Aufsichtsbehörde FDA in die Kritik, weil sie bereits im August letzten Jahres von der Firma über ein mögliches Risiko informiert worden war. Die FDA rechtfertigte sich damit, dass die Informationen nicht bestätigt gewesen seien und durch andere Studien widerlegt wurden.

GSK wies die Schlussfolgerungen der Untersuchung zurück. „Avandia ist sicher, wenn das Präparat korrekt verschrieben wird. Wir glauben, dass sein Nutzen auch weiterhin jedwedes Behandlungsrisiko überwiegt.“ wez

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